Meiner s.

3. Sept. 1776.

Ungeachtet ich über verschiedene Gegenstände mit Ihnen, vortrefflicher Mann, nicht einerley Grundsähe habe, so hindert mich doch diese Abweichung in Meynungen nicht, daß ich Ihre Talente und Ihr edles Herz nicht so hoch als irgend einer Ihrer vertrautesten und wärmsten Freunde schäßen sollte.

Goethe.

16. Septemb. 1776.

Lieber Bruder, daß Du nicht willst Ståndigkeit kriegen, nicht kannst kriegen, ångstiget mich manchmahl wenn ich peccata mundi im Stillen trage.

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Wenn ich Dich künftig frage, so antworte mir. Es kann alles gut seyn, was Du Dir denkst und wahnst, aber wenn ich frage, mußt

Du nie Weibern antworten; wie man auch dem nie schreiben soll als dem, mit dem man gelebt hat, und nur im Maaß, als man mit ihm gelebt hat.

Du nimmst in Liebe zu mir ab (Ausdruck der Liebe, nothwendige Wort- und Sprachcoeris stirung), schreibst mir nur, wenn Du mich brauchst. Merk' Dir das, und gönne mir auch eine gute Stunde.

Du låssest allen Dreck stechen. (Physiogn.)

Friz Stolberg.

28. Sept. 1776.

Wenn ich an den Genuß der ewigen Freu

den denke, so denke ich dabey: dann bin ich bey Lavater.

Herder.

13. October 1776.

Und nun mein lieber Lavater, ein Wort im Ernst der Freundschaft, über deren Ernst ich nichts höher achte. Dein Schreiben an mich, fühle ich, wird Dir lâstig, und hab's schon lange gefühlt. Was zwingst und drückst Du Dich? Schreibe lieber gar nicht, wenn Du kein Herz hast; wer fordert's? Jeht thun mir Deine Briefe ordentlich wehe; Du schreibst an mich entweder als Gößen, dummen, übertriebnen Dank und nicht das, was ich am liebsten wissen möchte, oder referirst so peinlich, und drångst als ob Du Referendar des Inquisitionsgerichts wärest. Laß ruhen bis Du wieder aus voller Seele schrei ben kannst. Ich will gern warten.

Die Blut- und Scheißtheologen laß gehen. Thu als ob sie nicht da wären, weder mit Liebe noch Zorn, Deine Liebe macht alles årger und

hält Dich auf. Lerne aus ihnen und laß sie schånden.

Semler zu bekehren, oder Gaßner zu rechtfertigen, wirst Du Dich doch nicht weiter einlassen. Sorge, daß Thatsachen an's Licht kommen, und laß jedem die Anwendung; Du kannst die Gebärmutter in jedem Gemüthe nicht ändern, daß der Same empfange; Christus konnte und wollte das nicht.

- Häfeli.

24. Novemb. 1776.

Ach könnte ich an Deiner Brust liegen in

Sabbathsheiliger Abendstille

o du mein

Engel!

3immermann.

27. Dezemb. 1776.

Der Teufel hohle die deutschen Fürsten, denen Du Deine Physiognomik dedicirst, wenn Dir nicht jeder diese Ehre mit hundert Dukaten erwiedert. Was gaben Dir Durlach und Weimar?

Menschenfreuden

ein von Dir erfundenes

Wort, dessen Schönheit und Wahrheit ich immer bewundere.

Wieland.

3. Jänner 1777.

Wenn Kaufmann noch zehen Jahre Erfahrung mehr haben, seinen Schädel noch oft tüchtig angestoßen haben, und ein paar Mahle kråftig auf seine Nase gefallen seyn wird, mag wohl noch ein herrlicher Mann aus ihm werden.