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sich in einer Sammlung des Klosters St. Bavo in Gent, leider größtenteils in formelhafter Zurichtung, erhalten haben. Es ist hier nicht der Ort, aus ihnen herauszuholen, was sich für den letzten Abschnitt von E.s Lebensgeschichte daraus gewinnen läßt. Die meisten sind ganz knapp und gegenständlich, ohne jeden Gedanken an Aufbewahrung und literarische Verwertung geschrieben; um so unmittelbarer führen sie uns in die Anschauungen und den Tätigkeitskreis des greisen E. ein, in seine politischen Sorgen, seine Friedensund Reformwünsche, sein ängstliches und gewundenes, aber geschicktes und erfolgreiches Bemühen, in den klaffenden, auch in der Folgezeit nicht überbrückten Gegensätzen von 830 und 833 eine ausgesprochene Parteinahme zu vermeiden, es mit niemandem ganz zu verderben und sich vor Schaden zu behüten, seine kirchliche, ökonomische, literarische und künstlerische Betätigung, die von Zeit zu Zeit durch die Erfüllung seiner Hoftagspflichten unterbrochen wurde. Er litt 836 schmerzlich unter dem Tode seiner Gattin, empfing damals den Besuch Ludwigs d. Fr. in Seligenstadt und starb kurz vor dem Kaiser am 14. März 840.

Opera ed. Teulet I, II, 1840/43 (überholt). Vita Karoli Magni: MG. SS. rer. Germ. ed. 6, 1911. Übersetzung: Geschichtschr. d. deutschen Vorzeit 3 16, 1893. Über das Verhältnis zu den Annales quond. dicti Einhardi und die Entstehungszeit der Vita: Wibel, Beitr. z. Kritik d. Annales regni Francorum usw. 1902 S. 168 ff. u. 213 ff. (wo die ältere Lit., namentlich auch über die Kontroverse Bernheim-Kurze verzeichnet). Translatio SS. Marcellini et Petri: MG. XV 239 ff.; darüber: Marg. Bondois, La translation des Saints M. et P., étude sur E. et sa vie politique 827-834, 1907 (dazu vgl. N. Arch. 33, 233). - Epistolae: MG. Epp. V 105 ff., 286.

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Zum Leben E.'s: Wattenbach DGQ. 17, 198 ff. Ebert, Allg. Gesch. d. Lit. d. MA. II 92 ff. Bacha Etude biographique sur Eginhard, 1888. Hampe Zur Lebensgesch. E.s, N. Arch. 21, 599 ff. Kurze Einhard, 1899. Manitius, Gesch. d. lat. Lit. d. MA. I, 1911, S. 639 ff. (wo vollständige Lit.Angaben, auch zum Stil E.'s).

K. Hampe. Einhegung. Abgesehen von den Umzäunungen der Hofstelle, der Dörfer und des Ackerlandes (s. Zaun) hatte die Einhegung eines Grundstückes in der Almende im

ganzen germanischen Gebiet die Bedeutung. einer Ausscheidung dieses Stückes zu Sondereigentum (s. Rodung). Seinen Namen von der Eingrenzung (lat. forestis zu foris) hat der vom König aus der gemeinen Mark für sich eingezäunte Forst (ahd. forst) oder Bannforst (Bannwald). v. Schwerin.

Ihre

Einherjar, d. h. 'auserwählte Recken', sind in der nordischen Dichtung die Helden, welche Ōðinn nach ihrem Tode um sich vereint hat. Sie ziehen täglich zum Kampf aus, fällen sich gegenseitig, kehren dann aber versöhnt nach Valholl zurück (Vafþrm. 41), wo sie sich zu frohem Gelage niederlassen. Hier bringen ihnen Valkyrien den Met (Grimn. 36), der aus den Eutern der Ziege Heidrun fließt (ebd. 25). Speise ist Fleisch vom Eber Sæhrimnir, das der Koch Andhrimnir im Kessel Eldhrimnir kocht (ebd. 18). Wenn neue Helden es sind fast durchweg Könige kommen, bereiten sie die Tafel zu deren Empfang vor (Eiriksm. 1). Im großen Kampfe der Asen gegen die dämonischen Mächte ziehen ihrer über 400 000 auf den großen Kampfplatz (Grim. 23). Die E. kennen nur die Vafprūðnis- und Grimnismal sowie die skaldischen Eiriksund Hakonarmal aus dem 10. Jh., in der nordischen Prosa sind sie unbekannt. Bei Snorri sind sie aus jenen Gedichten geE. Mogk.

nommen.

Einkorn (Triticum monococcum L.). § I. Das E. war schon in der jüngeren Steinzeit von Troja über Mitteleuropa bis nach Dänemark verbreitet. In Troja fand Schliemann es massenhaft aufgespeichert; es nahm unter den dort gefundenen Vegetabilien die erste Stelle ein. Auch in Bosnien (Butmir) und Ungarn (Aggtelek, Felsö-Dobsza, Lengyel) scheint das Einkorn eine der wichtigsten Getreidearten der steinzeitlichen Bevölkerung gewesen zu sein. In den Pfahlbauten der Alpenländer ist es nur einmal, in Wangen, nachgewiesen, wozu sich im südlichen Württemberg ein Fund von Schussenried gesellt. Sonst ist es bis jetzt aus Deutschland und Böhmen nicht belegt; dagegen tritt es in der neolithischen Station von Lindskov in Dänemark wieder auf. (Hoops Waldb. u. Kulturpfl. 284. 287. 295. 301. 308. 320.)

§ 2. Aus den nachneolithischen Perioden ist das E. in Deutschland und Nordeuropa nicht wieder bezeugt. Für die Bronzezeit liegt bisher überhaupt nur ein Beleg von Toszeg in Ungarn (Komitat Pest), für die Eisenzeit ein anderer aus den Ruinen des altrömischen Aquileja vor (Hoops aaO. 390).

§ 3. Wie es scheint, hat sich das E. seit dem Steinzeitalter aus Nordeuropa zurückgezogen. Ob dies bereits zur Bronzezeit oder erst im Eisenalter geschah, ist unsicher, jedenfalls aber war es schon in vorliterarischer Zeit aus dem Norden verschwunden, da ein altnordischer Name des E. oder ein historisches Zeugnis für seinen Anbau im Mittelalter fehlt. Auch in der Gegenwart wird es außerhalb der landwirtschaftlichen Versuchsfelder in Dänemark und Skandinavien nicht kultiviert. (Hoops aaO. 390. 459 f.)

§ 4. In Schleswig-Holstein ist das E. vielleicht noch in historischer Zeit gebaut worden; denn die Angelsachsen hatten einen einheimischen Namen für Spelzweizen (spelt), der aus pflanzengeschichtlichen Gründen nicht den Spelz im engeren Sinne oder Dinkel, sondern nur 'Einkorn' oder 'Emmer' bezeichnen kann (Hoops aaO. 422. 459 f.).

§ 5. Für einen Anbau des Einkorns im angelsächsischen England liegen keine Beweise vor, obschon der Name spelt zeigt, daß irgend ein Spelzweizen bekannt gewesen sein muß. Im Mittel- und Neuenglischen fehlt ein volkstümlicher Name für die Pflanze (Hoops aaO. 597).

§ 6. In Mittel- und Süddeutschland hat der Anbau des E., trotz des Mangels an archäologischen Belegen aus nachneolithischer Zeit, wohl nie ganz aufgehört. Sein jetziger Name kommt als einkorn, einchorn, einachorno, einkurne mit der Bedeutung 'far, halicastrum (- alicastrum)' schon in ahd. Glossaren ziemlich häufig vor (s. Björkman ZfdWortf. 3, 285; Hoops aaO. 390).

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§ 7. Das Einkorn wird in der Gegenwart regelmäßig noch im südlichen Thüringen, in Süddeutschland (besonders Württemberg), in der Schweiz, in den österreichischen Alpenländern, in Ungarn, Siebenbürgen, der Herzegowina und Bulgarien, ferner in

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Über die Abstammung des Einkorns s. Hoops Waldbäume u. Kulturpflanzen 314. 316; mit weiterer Lit. August Schulz Die Geschichte des Weizens, Zeitschr. f. Naturwiss. 83, Iff. (1911). Derselbe Die Abstammung des Einkorns, Mitteil. d. Naturforsch. Gesellschaft Halle 2 (1912), No. 3; Sonderabdruck. Zur Kulturgeschichte: Buschan Vergeschichtl. Botanik 27. Schröter bei Radimský u. Hoernes Die neolith. Station v. Butmir 1, 41. Körnicke Handbuch d. Getreidebaus 1, 110. Wittmack Berichte der Bot. Ges. 4 (1886), S. XXXIIf. Hoops Waldb, und Kulturpfl. 320. 390. 459f. 597. 632. Aug. Schulz Gesch. des Weisens (s. oben). Johannes Hoops.

Einzelerbfolge. Germanisches Recht ist, daß mehrere gleich nahe Erben gemeinsam sukzedieren, sei es, daß sie als Erbengemeinschaft zusammenbleiben, sei es, daß sie das Erbe unter sich teilen (s. u. Ganerbschaft). Eine Einzelerbfolge des Ältesten oder des Jüngsten (Majorat bzw. Primogenitur oder Minorat) ist dem älteren Recht völlig unbekannt. Sie hat sich erst im späteren MA. für die Stammgüter des Adels und als Anerbenrecht für Bauerngüter entwickelt, wobei einerseits die Rücksicht auf den Glanz der Familie, andererseits grundherrliche Interessen eine Rolle spielten. Dagegen ist der Versuch v. Dultzigs, diese Einzelerbfolge aus der alten Einheit des Hausvermögens zu erklären, nicht gelungen.

v. Dultzig Das deutsche Grunderbrecht 1899, 108 ff. Sering Die Vererbung des ländl. Grundbesitzes in Preußen II, 2: Erbrecht u. Agrarverfassung in Schlesw.-Holst. 1908, 98 ff. (Landwirtschaftl. Jahrb. 37 Erg.-Bd. 5). S. Rietschel.

Einzelgräber (Enkeltgrave). Bezeichnung für eine besonders in Mittel- und Westjütland vorkommende Art von Grä

bern des jüngeren Steinalters. Es sind dies zahlreiche, meist niedrige Grabhügel, worin die Leichen ohne Steinkiste oder Kammer einzeln, nicht, wie bei den megalithischen Gräbern, zu mehreren, beigesetzt sind. Oft haben aber spätere Geschlechter den einmal vorhandenen Hügel zu Nachbestattungen benutzt, und es ist alsdann leicht, aus der Höhenlage festzustellen, welche Gräber in einem Hügel älter und welche jünger sind. Vornehmlich dank dieser Übereinanderlagerung ist es gelungen, vier zeitliche Gruppen zu unterscheiden, jede mit einem besondern Inventar von typischen Beigaben. In den Männergräbern der drei älteren Gruppen findet man stets eine Streitaxt von ausgezeichneter Arbeit (Beilgräber), in denen der jüngsten Gruppe dagegen Stoßwaffen und Pfeile (Speergräber). Die Frauengräber enthalten reichen Bernsteinschmuck. Die jütischen E. erstrecken sich über einen langen Zeitraum. Die jüngsten reichen bis zum Beginn des Bronzealters, die ältesten sind gleichaltrig mit den Riesenstuben oder Ganggräbern, gehen aber nicht bis auf die Zeit der kleinen Stuben zurück. Der große Unterschied zwischen E.n und Megalithgräbern, sowohl in der Bestattungsweise wie in den Altertümertypen, veranlaßt Sophus Müller, jene auf die von Süden her erfolgte Einwanderung eines neuen Volksstammes zurückzuführen, der jedoch schon vor Schluß der Steinzeit mit der einheimischen Bevölkerung verschmolzen sei. Hierzu würde stimmen, daß auch in Norddeutschland an einer Stelle, nämlich in der Uckermark, etwa um dieselbe Zeit flache Erdgräber mit einer einzelnen Leiche und vielen südlichen Formen von Altsachen in das Gebiet der Megalithgräber eingreifen und daß auch hier diese fremden Elemente eine besondere Entwicklung durchmachen, die erst allmählich mit der allgemeinen nordischen zusammenfällt. Dagegen unterscheiden sich die mecklenburgischen flachen E. in ihrer Ausstattung nicht im mindesten von den gleichaltrigen Steinkammern, und ebensowenig ist bei den schwedischen an einen völkischen Gegensatz zu den Megalithgräbern zu denken. Vgl. Flachgräber.

S. Müller Aarb. 1898 u. Nord. Altertumsk. I 119 f. H. Schumann D. Steinzeitgräber d. Uckermark 1904 S. 89 ff. R. Beltz D. vorgesch. Altert. d. Großherzogt. Mecklenb.Schwerin 1910 S. 97. Fornvännen 1909 S. 99; 1910 S. I ff. H. Seger.

Einzelhof. § I. Einzelstehendes Gehöft, von einer Familie mit ihrem Wirtschaftspersonal bewohnt. Das zugehörige Land liegt geschlossen in der Nähe der Wohnstätte, ohne Flurverband mit andern Höfen. Doch kommen in Westfalen Ausnahmen vor, derart, daß mehrere Einzelhöfe in einer Flurgemeinschaft stehen. Der E. ist nicht verbunden mit einer bestimmten Hausform, vielmehr kommt jeder Typus des deutschen Bauernhauses auch als Einzelhof vor.

§ 2.

Die Siedelungsform herrscht im nw. Tiefland etwa von der Weser bis nach Belgien; ferner in den nördl. Teilen des rheinischen Schiefergebirges, besonders im Bergischen und im Sauerland. Zwischen Gebirge u. Tiefland hat der Hellweg dagegen Dörfer; indessen ist der Gegensatz nicht so scharf wie ihn Meitzen annimmt. Einzelhöfe herrschen ferner im ganzen Bereich der deutschen Alpen, im Gegensatz zu der italienischen Seite mit ausgesprochener Dorfbesiedelung. Ebenso sind Vogesen, Schwarzwald, die Oberpfalz und manche. andere Mittelgebirgslandschaften, besonders in Süddeutschland, reich an Einzelhöfen.

§ 3. Alter und Entstehung des Hofsystems sind sehr verschieden. Früher galt der E. als älteste Wohnform der Deutschen. Meitzen suchte dagegen zu beweisen, daß die Deutschen ihn erst von den Kelten übernommen hätten. Daß die Kelten vorwiegend in Höfen wohnten, wie auch heute noch ihre Reste in der Bretagne, Irland usw., ist sehr wahrscheinlich. Daß die Germanen die Siedlungsweise erst ihnen hätten lernen müssen, fällt mit der Annahme, daß sie bei der Berührung mit den Römern Nomaden gewesen wären. Der Einzelhof war auch im germanischen Gebiet seit Urzeiten überall zahlreich, in einzelnen Gegenden herrschend.

§ 4. Ein großer Teil der Einzelhöfe entstammt erst der Zeit der Waldrodungen, nicht nur in den Gebirgen, sondern auch

im westfälischen Tiefland. Auch wo heute Dörfer auf Rodeland herrschen, hat die Besiedlung vielfach mit einzelnen Gehöften angefangen (vgl. Weiler), außer im Bereich der echten Waldhufendörfer (s. Reihendorf). Die Höfe Holsteins, Dänemarks und einiger ostdeutscher Landschaften sind weit jüngerer Entstehung. S. auch Deutsches Siedlungswesen.

Meitzen Siedlg. u. Agrarw. II 77-96. Rübel Franken 450 ff. v. Inama Untersuchungen über das Hofsystem, 1872.

O, Schlüter.

Eir begegnet in der Snorra Edda (I 114) als Göttin, und zwar als beste Ärztin. In der Skaldendichtung wird ihr Name häufig in der allgemeinen Bedeutung,Göttin' zur Bildung von Kenningar für Frau verwendet zB. Eir ormdags 'die Göttin des Goldes'. E. Mogk.

Eisen. § I. Das Eisen, seine Verwendung und Darstellung war den Germanen bei ihrem ersten Auftreten in der Geschichte bereits bekannt. Die cimbrischen Reiter trugen Helme, eiserne Harnische, zweizackige Wurfspieße und schwere große Schwerter (Plutarch, Marius 25). Wenn Tacitus sagt, die Germanen hätten keinen Überfluß an Eisen, wie man aus der Art ihrer Waffen sehe, so tut er dies im Vergleich mit der reichen Ausrüstung der römischen Legionssoldaten, welche diesen aus den kaiserlichen Waffenfabriken geliefert wurde. Die Germanen mußten sich ihre Waffen selbst anfertigen, und der gemeine Mann trug meistens nur den Speer mit kurzer Eisenspitze (framea), während die Vornehmen mit Helm, Schwertern und langen Lanzen ausgerüstet waren.

§ 2. Längst bevor die Römer nach Germanien kamen, schmolzen die Deutschen Eisen aus einheimischen Erzen und schmiedeten daraus Waffen und Gebrauchsgegenstände. Deutschland ist mit Eisenerzen reich gesegnet. Sie finden sich in allen Gebirgen und als Raseneisensteine im Flachland. Beim Roden und Graben fand man sie. Sie wurden gesammelt und im benachbarten Wald mit Holzkohlen geschmolzen. Überall auf den Höhen wie im Flachland finden sich die Spuren solcher Schmelzstätten in Gestalt von Eisenschlacken. Ihr Alter ist unbestimmt, weil

diese Art des Betriebes sich bis in das 16. Jahrh. erhalten hat, zweifellos reichen aber viele davon in vorrömische Zeit zurück.

§ 3. Funde eiserner Waffen in prähistorischen Gräbern in Deutschland legen ebenfalls Zeugnis für die frühe Bekanntschaft der Germanen mit dem Eisen ab. Solche aus der Hallstattzeit finden sich vornehmlich in Süddeutschland, in Bayern, Württemberg, Baden, im Elsaß, in Franken, Hessen, Thüringen bis in den Harz, vereinzelt in den östlichen und nördlichen Provinzen. Eisenwaffen und Geräte der La Tènezeit sind mehr im westlichen Deutschland bis nach Thüringen hin verbreitet. Zur Zeit der römischen Invasion waren die Deutschen mit der Erzeugung und Verarbeitung des Eisens ganz vertraut, was die Römer für ihre Zwecke benutzten.

§ 4. In der Nähe der Kastelle des römischen Grenzwalls finden sich nicht selten größere Ansammlungen von Eisenschlacken, die auf Schmelzbetrieb zur Zeit ihrer Besetzung schließen lassen. Besonders deutlich kommt dies bei dem großen Kastell Salburg bei Homburg zur Erscheinung. Hier fanden sich ganz in der Nähe, aber jenseits des Limes, also auf germanischem Gebiet, außer Eisenschlacken, Eisenerze, Eisenstücke, Holzkohlen und deutliche Reste von Schmelzöfen. Die Roteisensteine stammen aus dem Weiltal, woher sie von Deutschen geholt und mit selbstgebrannten Holzkohlen in Herdöfen geschmolzen wurden.

§ 5. Nahe der Schmelzstätte talabwärts findet sich eine eigenartige Erdaufschüttung, ,,der Drusenkippel", der nur als Unterbau für eine Schutzhütte der Eisenschmelzer gedeutet werden kann und jedenfalls eine germanische, keine römische Anlage war.

Aus den Funden am Dreimühlenborn läßt sich ein deutliches Bild der Schmelzherde und der Schmelzweise machen. Der Schmelzofen bestand aus einer kreisförmigen Steinsetzung, in deren Innern der Schmelzherd aus Lehm hergestellt wurde. Das Erz wurde mit Holzkohlen und künstlichem durch einen Blasebalg erzeugten Wind geschmolzen. Die Winddüsen waren aus Ton gebrannt. Das zerkleinerte Erz wurde lagenweise abwechselnd mit Holz

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welche sie beschrieben haben, mit natürlichem Luftzug geschmolzen worden sein. In Deutschland sind solche Öfen unbekannt.

Die Wertschätzung eiserner Waffen nahm in der Zeit der Kämpfe der Völkerwanderung zu. Mit ihren Eisenwaffen haben die Germanen das römische Weltreich zertrümmert und die Vorherrschaft in Europa erobert. Für die Vervollkommnung in der Kunst der Behandlung und des Ausschmiedens des Eisens und des Stahls sprechen geschichtliche Nachrichten, mehr noch die alten Götter- und Heldensagen in der Edda und den mittelalterlichen Dichtungen.

§ 9. Der Donnergott Thor zerschmettert mit seinem kurzschaftigen Eisenhammer

§ 6. Auf der Salburg hat man eine erstaunliche Menge von Eisengeräten aller Art aufgefunden, darunter große massive Blöcke von ca. 250 kg Gewicht, die wohl als Ambosse Verwendung fanden. Da bis jetzt eine größere Schmiedewerkstätte im Kastell nicht entdeckt worden ist, so wäre es möglich, daß auch diese Schmiedestücke am Dreimühlenborn hergestellt worden seien, was auf eine große Kunst der Waldschmiede schließen ließe; denn da eine Schmelzung nur 5 bis höchstens 10 kg Eisen,,Mjölnir" die feindlichen Riesen; dadurch ergab, müssen diese schweren Blöcke aus einer großen Zahl von Einzelstücken in mindestens zwei gleichzeitig betriebenen Herden zusammengeschweißt worden sein. Auch an andern Stellen im Waldgebiet des Feldbergs wurden Eisenschlackenhalden gefunden, in einer derselben ein Ziegelstein mit römischer Inschrift. Ähnliche Reste von Eisenschmelzen finden sich an anderen Kastellen des Grenzwalls, zB. zu Hausen v. d. H. und bei Pfünz.

§ 7. Zahlreiche Funde von eisernen nach beiden Enden spitz auslaufenden Blöcken hat man im Rheintal von Basel bis nach Bonn hin gemacht. Sie stammen aus römisch-germanischer Zeit und waren Rohluppen, wie sie der Schmelzer dem Eisenschmied, der sie zu Gebrauchsgegenständen ausschmiedete, verhandelte. Bei Monzenheim in Rheinhessen hat man 26 solcher Blöcke zusammen gefunden. Ihr Erzeugungsort waren vermutlich die alten Schmelzstätten bei Eisenberg in der Pfalz, die in vorrömischer, römischer und nachrömischer Zeit betrieben wurden. Die Schmelzherde bei Eisenberg waren ähnlich denen am Dreimühlenborn.

§ 8. Dagegen finden sich abweichende Eisenschmelzöfen im schweizer Jura und in Krain. Sie haben die Form von Schachtöfen, sind an steilen, dem Wind ausgesetzten Abhängen in den Boden eingeschnitten; es soll in ihnen nach der Ansicht von Quiquerez und Alfons Müllner,

entsteht der Blitz. Der Riese Thrym stiehlt den Hammer und birgt ihn,,acht Rasten unter der Erde". Hierbei kann man an eine unbestimmte Kenntnis von Meteoreisenfällen denken.

Zahlreich sind die Überlieferungen über die Schwerter der Helden und über ihre Schmiede. Die Schwerter der Helden führen Namen wie Siegfrieds Balmung, Wielands Mimung, Beowulfs Nægling, Dietrich von Berns Naglring usw. Sie vererbten sich als kostbarer Besitz von Vater auf Sohn. Aus den Stücken des zerbrochenen Schwertes Sigmunds schmiedete der kunstreiche Schmied Regin dessen Sohn Sigurd das Schwert Gram, mit dem dieser Regins Ambos zerschlug (Edda, Sigurðarkviđa II).

§ 10. Nach der späteren Fassung lehrte der tückische Mime dem jungen Siegfried die Schmiedekunst. Mit dem von diesem mit seinen starken Händen geschmiedeten Schwert tötete er den Drachen Fafner und den falschen Mime. Noch bedeutsamer für die Schmiedekunst sind die Sagen von Wieland dem Schmied. Der prahlerische Waffenschmied des Königs Nidung hatte mit Wieland gewettet, daß er kein Schwert wirken könne, um eine von ihm geschmiedete Eisenrüstung zu durchhauen. Wieland schmiedet ein Schwert so herrlich, daß es der König mit Gold aufwiegen will. Aber Wieland genügt es nicht. Er zerfeilt die Klinge, mischt die Spähne mit Milch und Mehl, füttert damit ausgehungerte Mast

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