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die Bistumsverfassung, wie sie anderwärts schon seit Jahrhunderten bestand.

§ 33. Die Gewaltpolitik des Staates, der schnelle Gang der Massenbekehrung von einem noch wurzelhaften Götter- und Zauberglauben zum ausgebildeten Katholizismus lassen es natürlich erscheinen, daß trotz der radikalen Maßregeln sich heidnischer Glaube als ,,Aberglaube" in Masse erhielt. Vieles mußte mit Strenge bekämpft werden, wie der indiculus superst. MG. cap. I 1, 223 zeigt, vieles lebte legitimiert oder doch geduldet oder umgeschmolzen im Dämonenglauben, Heiligen- und Reliquiendienst, Sakramentsmagie fort. Dennoch bleibt das Resultat überraschend: gerade der sächsische Stamm zeigt in der Folge eine tiefe Inbrunst des neuen Glaubens. Man muß annehmen, daß gerade die Mission der Tat, die auch Priester und Mönche mehr als zuvor zu rücksichtsloser Vernichtung der alten fana und delubra führte, dem starken Volke die Überzeugung von der Ohnmacht ihrer eigenen Götter beibrachte, zweitens aber, daß daneben eine stillere, eindringliche Art positiven Aufbaus in Predigt und Seelsorge einherging, wie sie dem Mönchtum nach angelsächsischem Vorbild eigen war, und die wie in England so auch hier jene innige Verschmelzung christlicher und deutscher Vorstellungsweise hervorbrachte, die der Heliand zeigt.

Literatur wie bei 3. Dazu Abel-Simson Karl d. Gr. 12. II (Jahrb. des fränk. Reichs), 1888, 1883. Mühlbacher Deutsche Gesch. unter d. Karol. 1896 u. Böhmer-Mühlbacher Regesten der Karolinger 2 I 1908.

IV. Die Bekehrung der Nordgermanen. I. Dänemark. § 34. Was vom Verhältnis der Sachsen zu den Franken gesagt war, gilt erst recht von dem der Dänen (Normannen) zu den Franken: der nationale und kulturelle Gegensatz, damit die Schwierigkeit religiöser Einwirkung waren noch größer. Je weiter das christliche Frankenreich seine Macht nach Norden vorschob, destomehr mußte der nationale Gegensatz zu einem politischen werden, und jemehr die Ausbreitung dieser Macht sich mit christlich-universalistischen Auffassungen verband und deckte, desto sicherer mußte sich der Haß der

freien Nordmannen auch gegen den Glauben der Franken wenden. Als die Grenzen aneinanderstießen, machte sich zwar einerseits der politische Einfluß des übermächtigen Nachbars geltend und trieb auch die religiöse Frage einer Krisis entgegen, andererseits aber rissen die unzähligen Kriege, bei denen sich die wilden Seeanwohner als die Herren der Meere und der Schrecken der Küste erwiesen, eine so tiefe Kluft, daß der Prozeß Jahrhunderte dauerte, die Entscheidung erst fiel, längst nachdem das deutsche Imperium das fränkische abgelöst hatte, und auch dann noch unter maßgebender Einwirkung von anderer Seite und Loslösung von der deutschen Nachbarkirche.

§ 35. Ein Vorspiel wurde auch hier schon von der angelsächsischen Mission geliefert, indem Willibrord um 700 mit Umgehung des freien Friesland, sicher alten Handelswegen folgend, die von der Rheinmündung nach Schleswig und von da nach Skandinavien und der Ostsee führten, zu den Dänen fuhr. Immerhin konnte er eine Schar Dänenknaben mitzurücknehmen, die einen Anfang nordischer Mission bedeutet haben würden, wenn ihn nicht auf Helgoland ein Zusammenstoß mit dem verletzten Heidentum um die Frucht seiner Reise gebracht und ihm fast die Krone des Märtyrers verliehen hätte.

§ 36. Das folgende Jahrhundert machte so weite Fahrt unnötig; in Karls Umgebung sprach man von Dänenbekehrung, aber kaum war die Elbe erreicht, so hatte das Schwert das Wort, und Karl war zufrieden mit dem Frieden von 812, der ihm unter anderem seine Kirche zu Hamburg schützte. Es blieb Ludwigdem Frommen vorbehalten, eine Staatsmission ins Werk zu setzen, ohne zuvor erobert zu haben. Die Verantwortung für den Schritt hat vielleicht der zu tragen, der ihn dann persönlich ausführte, Erzbischof Ebo v. Rheims, ein geborner Sachse. Beide glaubten wohl durch die politische Verbindung mit dem Teilkönig Harald, der den Franken für militärischen Beistand zu Dank verpflichtet war, einen sicheren Angriffspunkt zu besitzen; hinter beiden erscheint der Papst, dessen steigendes Selbstgefühl sich auch darin verrät,

daß er Ebo instruierte und zum,,Legaten der Völker des Nordens" ernannte, 822. Damit war sogleich das größte Programm aufgestellt; es ist wieder Roms Geist, der wie in England, Friesland, Deutschland im ersten Schritt sogleich das Ganze sieht: wie konnte es dem ersten Erzbischof des Reiches an Erfolg bei den Barbaren fehlen! Aber die Verhältnisse zwangen auch hier sehr bald zu bescheidenerer Weise: Die Unsicherheit der Stellung Haralds nötigte schon 823 Ebo, den man trotz seiner Verdienste gewiß nicht als ersten wirklichen Missionar von Gottes Gnaden in diesen Landen (an Stelle Ansgars, Reuter) ansprechen darf, zur Rückkehr. Harald 826 in Mainz als erster Dänenfürst taufen ließ, war seine Sache schon verloren. Der ausgezeichnete Mönch, den man ihm als Kaplan mitgab, Ansgar (s. diesen), konnte vom Hofe des vertriebenen Haralds an der Weser aus kaum etwas leisten, ging nach Schweden und kehrte 831 in die Heimat zurück.

Als sich

§ 37. Es war ein gesunder Gedanke, die Kirche zu Hamburg zum Bistum auszugestalten, mit Ansgar zu besetzen und zum Missionsmittelpunkt zu machen. Es war gleich anfangs als Erzbistum ins Auge gefaßt. Seitdem ist der Gedanke der nordischen Mission oder Legation geknüpft an Hamburg und Bremen, das nach der über Hamburg 845 hereingebrochenen Katastrophe seit 848 mit Hamburg unter Ansgar und seinen Nachfolgern in Personalunion vereinigt blieb. Von hier aus haben Ansgar und nach ihm sein Schüler Rimbert nicht anders gearbeitet, als die angelsächsischen Missionare auch in der Hamburger Missionsschule wurden dänische Knaben erzogen, in Schleswig und Ripen erstanden die ersten dänischen Kirchen (neben Birka in Schweden), die dänischen Grenzkönige Horich der Ältere und der Jüngere duldeten die Predigt. Vielleicht ebenso wichtig war der christliche Einfluß, der nun ungehindert durch den Handelsverkehr eindringen konnte (vita Ansgar. c. 24). Dabei ist von Bedeutung, daß Dorstade (Duurstede) in Friesland, der bedeutendste Handelsplatz an der Rheinmündung, noch unter Ludwig

d. Fr. erst dem vertriebenen Harald, dann seinem Bruder Rorich als Lehen gegeben war und sich überhaupt hier eine umfangreiche dänische, halb christliche halb heidnische Herrschaft gebildet hatte, die naturgemäß mit der Heimat in steter Verbindung stand. Auch in Schleswig wird ein Halbchristentum üblich, das die zeitlichen und ewigen Vorteile der neuen Religion ohne ihre Gefahren zu erwerben sucht, indem es die Taufe bis zum Tode verschiebt und sich mit dem Katechumenat begnügt (s. Primsigning).

§ 38. In der politischen Verwirrung, die die Auflösung des karolingischen Reichs mit sich brachte und auch die Verbindung Dänemarks mit Deutschland und Hamburg-Bremen zerriß, sind diese Keime untergegangen oder wenigstens verschüttet worden. Erst in den letzten Jahren Heinrichs I. erfolgte eine kräftige Aktion gegen Dänemark. Wieder geht politische und religiöse Frage zusammen, aber von jetzt ab bahnt die siegreiche deutsche Macht dem Christentum den Weg. Indem Heinrich Fürst Chnuba von Schleswig 934 besiegt, zwingt er ihn Christ zu werden. Gorm der Alte, der den Teilkönigen überhaupt ein Ende macht, vernichtet ihn zwar, aber Gorms in Jütland residierender Sohn Harald Blaatand bleibt dem Christentum freundlich gesinnt und gestattet dem Erzbischof Unni von Hamburg-Bremen die Sammlung der christlichen Reste. Die Einigung Dänemarks aber veranlaßt nun Unni sogar zuerst auf die Inseln hinüberzugehen. Ein jäher Tod in Schweden (936) endete die Missionsreise, die noch einmal ganz an die Weise der apostolischen Männer vom Schlage Ansgars und der Angelsachsen erinnert.

§ 39. Von nun an nimmt HamburgBremen entsprechend dem großartigen Aufschwung des Reiches und der Stellung, die der nordische Kirchenfürst in diesem Reiche und an der Seite des Kaisers einnimmt, die nordische Mission als Missionspolitik auf, als Mittel den Ruhm des Reiches und der eigenen Kirche zu mehren. Damit tritt mit Erzbischof Adaldag (917-88) an die Stelle der missionarischen Bekehrung die hierar chische Organisation, die Weise,

wie sie Rom geübt und gelehrt hatte: von oben nach unten zu bauen. Nachdem es gelungen war, Harald Blaatand zur Taufe zu bewegen, werden in Schleswig, Ripen und Aarhus die ersten Bistümer geschaffen und wird ihren Vertretern zugleich die Fürsorge für Fünen, Seeland, Schonen und Schweden übertragen. Mit drei dänischen Suffraganen erschien der deutsche Erzbischof 948 auf der Synode zu Ingelheim. Der Versuch Haralds, nach Ottos I. Tode die Abhängigkeit von Deutschland abzuschütteln, führte vielmehr nur zur Gründung der dänischen Mark. Dem entspricht der weitere Fortschritt der Mission unter deutscher Führung: ein erster Bischof zu Odense auf Fünen taucht auf, die älteste Kirche auf Seeland, in Roeskilde, erhebt sich, bis Schweden und Norwegen erstreckt sich der christliche Einfluß (s. unten). Im Runenstein zu Jaellinge nahe der Veiler Bucht in Jütland haben wir noch heute ein klassisches Denkmal dieser Epoche: Harald, ,,der die Dänen. Christen machte", setzte ihn etwa 980. § 40.

Wieder einmal erwies sich die Methode so rascher Organisation als unsicher, wieder der Zwang in der Bekehrung als ein fragliches Mittel, die Verbindung mit politischen Fragen verhängnisvoll. Harald stirbt als Märtyrer gegen seinen aufrührerischen heidnischen Sohn Sven Gabelbart, 985; seine Leiche zieht zuerst in die Königsgruft zu Roeskilde. Die Bischöfe werden vertrieben, die alten Wikingerzüge beginnen wieder, die Weser und Elbe aufwärts, während Otto III. seinen südlichen Plänen nachjagt. Nur in dem Sitz zu Ripen hält sich ein geborner Däne, Odinkar, ein deutliches Zeichen, worauf es ankam: die Dänen mußten lernen das Christentum als ihre eigene Sache zu betrachten; die Verbindung mit Deutschland hatte nur Bahn gebrochen. Entscheidend wurde doch, daß gerade in der Zeit erneuter deutscher Verwirrung und Schwäche am Ende der römischen Periode erst Sven Gabelbart, dann sein großer Sohn Knud in enge Verbindung mit der angelsächsischen Kirche kamen, innerlich gewonnen wurden und die Antriebe zu einer dänischen Nationalkirche erhielten.

Als Knud 1016 die Eroberung Englands vollendet und sich damit auch an die Spitze der dortigen Kirche gesetzt hatte, ging er daran, im gleichen Sinne seine heimische Kirche zu reorganisieren. Hatte schon Sven einen neuen Sitz in Schonen mit einem Angelsachsen besetzt, so kam Knud nun mit einer Menge angelsächsischer Kleriker herüber. Die alten Bischofssitze wurden aufgerichtet, Roeskilde auf Seeland neugeschaffen, die Bischöfe vom Primas zu Canterbury geweiht. Canterbury geweiht. Jetzt wurde auch. Bornholm gewonnen. Da sich damals in Norwegen, und von dort aus beeinflußt, in Schweden ein analoger Vorgang abgespielt hatte (s. unten), so schien es mit Hamburgs nordischer Legation schon jetzt aus zu sein.

§ 41. Unter den Wirren, die der Zerfall des nordischen Großreichs mit Knuds Tode (1042) mit sich brachte, gelang es dann doch Meistern der Politik auf dem Hamburg-Bremer Erzstuhl, namentlich A da 1bert, den Prozeß der Verselbständigung der dänischen Kirche aufzuhalten: Sven Estridsen, der letzte aus Gorms Stamm, schuf in engem Verständnis mit Adalbert eine letzte Neuorganisation in neun dänische Bistümer; aber er besetzte sie jetzt selbst wie der deutsche König, der Plan eines eigenen Erzbistums taucht zuerst auf, wenn auch unter dem,,Patriarchat" Hamburg-Bremen, und auf dem gesamtnordischen Konzil, das Adalbert 1063 nach Schleswig beruft, erscheinen nur wenige der Dänenbischöfe.

§ 42. Damals stand noch Roms Macht hinter Bremen. Aber während der tiefen Entfremdung, die der Investiturstreit zweischen beiden hervorruft, gelingt die Errichtung des selbständigen Erzbistums in Dänemark und zwar für den ganzen Norden, zu Lund 1103/4 mit Hilfe Roms und Canterburys: Asger von Lund, Anselms v. Canterbury Freund, eröffnet die Geschichte der selbständigen skandinavischen Kirche wie sein Namensvetter Ansgar v. Hamburg die der deutschen Mission im Norden. In dieser Zeit erst nimmt die Ordnung der dänischen Kirche ein Gesicht an wie die anderen. Knud der Heil ge (1080-86) fügte den Episkopat dem nationalen Leben fest ein,

indem er ihn zum ersten Reichsstand machte, aber über dem gewaltsamen Versuch, den Zehnten durchzuführen, verlor er sein Leben. Erst Ende des 12. Jhs. gelang es. Das Land bedeckte sich mit Kirchen die erste Steinkirche unter Knud in Roeskilde und Klöstern, die zum Teil mit englisch-normannischen Benediktinern besetzt wurden. Und die Bischofssitze erhielten durch die Errichtung der Domkapitel (Lund, Roeskilde etwa 1080, Schleswig, Ripen 1130—45) ihre abschließende innere Organisation.

Chr. Reuter, Ebbo u. Ansgar, Hist. Z. 1910, S. 237 ff. Ders. Zur Gesch. Ansgars; Z. d. Ges. f. Schlesw.-Holst. Gesch. 1910, 481 ff. Helveg Den Danske Kirkes Historie I 1862. A. D. Jørgensen Den nordiske kirkes grundlæggelse og første udvikling I 1879 ff. G. Dehio Gesch. d. EB. Hamburg - Bremen 187. E. Dümmler Gesch. d. ostfränk. Reichs I-III 1887. Hauck KG. Deutschlands II. v. Schubert KG. Schl.-Holsteins I 1907. E. Joergensen Videnskabernes Selskab Skrifter VII Ser. I 2, 1908.

H. v. Schubert.

2. Norwegen (mit Beilanden) und Schweden.

a) Erste Berührungen mit dem Christentum. § 43. Die ersten Berührungen des norwegischen Volkes mit dem Christentum wurden veranlaßt durch die Wikinger. fahrten. Die der Norweger wandten sich hauptsächlich nach dem Westen, nach England, Schottland mit seinen Inselgruppen und nach Irland, aber auch, in geringerem Maße, nach dem Frankenreich, nach Friesland und Gallien.

§ 44. Wir betrachten zuerst die Züge nach dem Reiche Karls d. Gr. Hier bestand die Mehrzahl der Wikinger aus Dänen. Daß aber auch norwegische Häuptlinge und norwegische Scharen sich. unter ihnen befanden, unterliegt keinem Zweifel. Nur ist es oft schwierig zu unterscheiden, welchem der beiden Völker die von den fränkischen Chronisten erwähnten Seeräuber angehören, da diese für alle Völker des Nordens anfangs die Bezeichnung Nordmanni gebrauchen und erst sehr allmählich die Angehörigen der einzelnen Stämme unterscheiden lernen. Es haben

Es

aber die Norweger bei der Plünderung des Frankenreichs und der späteren Besetzung einzelner Teile, besonders der Normandie, nur eine verschwindende Rolle gespielt. Auch daß der erste Herzog der Normandie, Rollo, ein Norweger gewesen sein soll, wie isländische Quellen berichten, wird mit guten Gründen stark bestritten. spricht sehr vieles dafür, daß er, ebenso wie die Scharen, die er anführte, ein Däne war. Die vereinzelten Norweger, die an diesen Zügen teilnahmen, stammten aus der südlichsten Landschaft Norwegens, Viken, die am Anfang des 9. Jhs. zu Dänemark gehört zu haben scheint oder doch stark unter dänischem Einfluß gestanden hat. So werden denn also auch gelegentlich im Frankenreich sich Norweger haben taufen lassen, wie solches von dänischen Führern und ihren Scharen berichtet wird. Von irgendwelcher Bedeutung kann das aber nicht gewesen sein.

45. Viel wichtiger waren die Berührungen der Norweger mit dem Christentum im Westen, auf den Großbritannischen Inseln und auf Irland. Den Beginn der Plünderungsfahrten in diese Länder, an denen sich auch Dänen beteiligten, pflegt man auf den 8. Juni 793 zu setzen. An diesem Tage wurde das Kloster Lindisfarne an der northumbrischen Küste geplündert. Es beginnt damit eine lange Zeit der Beunruhigung für diese Gegenden. Aber schon früher müssen norwegische Fahrten dorthin gegangen sein, die Shetlandsinseln sind aller Wahrscheinlichkeit nach schon um 700 von norwegischen Wikingern besetzt worden. Es ist klar, daß die ersten Berührungen der Norweger mit dem Christentum durchaus feindlich waren. Die reichen Kirchen und Klöster waren das Hauptziel ihrer Plünderungen: An dem feindlichen Verhältnis der Heiden und Christen änderte sich auch in der ersten Zeit der norwegischen Niederlassungen wenig. Das kam erst allmählich. Die norwegischen Eroberer nahmen in Besitz die schottischen Insel gruppen, die von den dort ansässigen irischen Anachoreten geräumt wurden; die etwa sonst noch vorhandene, jedenfalls nicht allzu zahlreiche keltische Urbevölke

rung wird vernichtet, unterworfen oder zum Teil auch geflohen sein; ferner besetzten sie Teile Ost-Schottlands, die Insel Man, besonders aber ließen sie sich auf Irland nieder. Hier gründete Torge is als Erster das Königreich von Dublin, in dem er ein großes Thorsheiligtum errichtete. Ferner waren norwegische Herrschaften in Limmerik und Waterford. Auch die Dänen richteten Züge nach Irland und versuchten sich dort festzusetzen. Lange Zeit war die Insel von Kämpfen teils zwischen den Iren und den Fremdlingen, teils zwischen diesen selbst, durchtobt. Die Dänen unterlagen schließlich. Die Iren, unter sich uneins, kämpften nicht geschlossen gegen die Fremden, sondern verbündeten sich teilweise mit ihnen und kämpften gegen ihre eigenen Landsleute. Die Folge davon waren dann e n gere Verbindungen zwischen den norwegischen Königs- und Fürstenge. schlechtern mit den irischen. Schon im 9. Jh. hören wir von Heiraten norwegischer Häuptlinge mit irischen irischen Königstöchtern, und dies nimmt im 10. Jh. immer mehr zu. Diese Frauen waren Christinnen und blieben es auch, und so darf es als höchst wahrscheinlich angenommen werden, daß bereits in dieser Zeit das Christentum in die vornehmen norwegischen Geschlechter Eingang gefunden hat, wenn auch die Masse des Volks noch heidnisch blieb. Ums Jahr 1000 wird durch Iren der heilige Hain Thors bei Dublin zerstört, und die Norweger Irlands erscheinen bald darauf als Christen.

Früh auch scheint das Christentum auf den Inseln seinen Einzug gehalten zu haben, besonders auf der Insel Man entwickelte sich eine eigentümlich keltischnorwegische Mischkultur.. Auf den schottischen Inselgruppen scheinen hauptsächlich die Handelsbeziehungen zu dem christlichen England Bekehrungen veranlaßt zu haben. Zwar sind wir auch hier im einzelnen nicht genauer über das allmähliche Eindringen des neuen Glaubens unterrichtet, aber es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß unter den LandHoops, Reallexikon. I.

nahmsmännern auf Island diejenigen, die bereits Christen waren, meistens von den

schottischen Inseln her. stammten oder doch über diese ihren Weg genommen hatten.

§ 46. Als die Norweger Island ums Jahr 870 entdeckten, und als dann 874 sich die ersten norwegischen Ansiedler dort niederließen, fanden sie das Land nicht menschenleer, sondern es saßen dort bereits irische Anachoreten, die sogn. Pāpar. Sie flohen vor den Heidenleuten, das Nähere über den Zusammenstoß ist uns nicht bekannt. Im Strom der norwegischen Ansiedler, die nun die Insel bevölkerten, befanden sich aber auch irischefreie Christen, sowie irische Sklaven, Einige Ortsnamen wie Vestmannaeyjar. Papōs, Patreksfjarðr weisen auf sie hin. Einige der norwegischen Ansiedler waren, wie erwähnt, bereits in Großbritannien und auf Irland Christen geworden, wie z. B. die hervorragende Aud die Weise mit ihrer Familie. Ihre Nachkommen aber fielen wieder ins Heidentum zurück, und dasselbe Schicksal traf die Nachkommen der übrigen christlichen Ansiedler. Abgeschnitten vom Verkehr mit der übrigen Christenheit, ohne Priester, war dies nur zu natürlich. Wohl hielten sich dunkle Erinnerungen an die christliche Lehre in einzelnen Familien, von irgendwelcher Bedeutung aber für die spätere Bekehrung der Insel war dies nicht. Ganz hörte gleichwohl die Verbindung mit dem Christentum nicht auf. Auf ihren weiten Fahrten kamen manche Isländer zu christlichen Völkern insbesondere nach England und nahmen wohl den neuen Glauben an, um des Verkehrs und des Handels mit den Christen teilhaftig zu werden, oder sie traten wenigstens in entferntere Beziehung zum Christentum, indem sie sich mit dem Kreuze bezeichnen ließen, die prima signatio nahmen (hierüber vgl. oben § 37 u. Art. primsigning), wie der berühmte Dichter Egil Skallagrimsson und sein Bruder es taten, um in die Dienste des englischen Königs Æthelstan treten zu können. Auch irische Sklavinnen

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