Page images
PDF
EPUB

Ausbau der Pontebbastraße als Handelsstraße schon in der ersten Kaiserzeit statt; ihre Ziele waren Klagenfurt (Virunum) und Neumarkt (Noreja). Sie bildete die einzige direkte Verbindungsstraße zwischen Italien und Noricum. Der Weg der germanischen Völker während der Völkerwanderungszeit führte in der Regel über den Birnbaumer Wald. Doch blieben während der Völkerwanderung auch die beiden Straßen über die Karnischen Alpen nicht unbenutzt. Erst seit der Zurückweisung der Ungarn nach der Mitte des 10. Jh. begann der Handelsverkehr über Plöckenpaß und Pontebbastraße sich wieder zu beleben.

§ 3. Die an der Brennerstraße gemachten Funde verraten für frühe Zeit einen Verkehr. Der Brennerpaß vermittelte schon vor dem Einbruch der Kelten in Oberitalien (um 400 v. Chr.) den Verkehr mit den Etruskern der Poebene; später diente er dem keltischen Nachbarverkehr. Durch das Pustertal stand die Brennerstraße in Verbindung mit der Fortsetzung der Plöckenstraße, so daß vom Pustertal und auf der Etsch-Eisacklinie ein Verkehr über den Brenner stattfand. Dem schon früh über den Brenner vordringenden römischen Handel gewährte erst die durch Drusus erfolgte Unterwerfung der Paßbewohner (Breuni, Breones) völlige Sicherheit. Die Brennerstraße blieb in den ersten christlichen Jahrhunderten lediglich Handelsstraße mit dem Hauptziel Augsburg (Augusta Vindelicorum). Septimius Severus und seine Nachfolger ließen sie als Militärstraße ausbauen und befestigen. Schon in römischer Zeit gehörte der Brennerpaß zu den wichtigsten Verkehrsverbindungen Italiens mit den nordalpinen Ländern. Aus der Zeit der Ostgotenherrschaft in Italien wird die Fürsorge Theoderichs für die Sicherheit der Brennerstraße bezeugt, und auch während der Zeit langobardischer Selbständigkeit in Italien fand über den Brennerpaß, der inzwischen in baierischen Besitz gelangt war, häufiger Verkehr statt. Ebenso bildete der Brenner in karolingischer Zeit (Paßstraße per Alpes Noricas) einen der vier wichtigsten Alpenpässe. Wiederholt überschritten ihn auf Kriegszügen die ostfränkischen Karolinger.

Die größte Bedeutung als Heerstraße gewann er für die Römerzüge der deutschen Kaiser seit Otto d. Gr. Bis zum Interregnum gingen die meisten italischen Heerfahrten der Kaiser über den Brenner. Handelsverkehr über den Brenner läßt sich erst wieder seit dem II. Jh. nachweisen. Die Bezeichnung Brenner, früher ein Lokalname, wurde erst allgemein am Ende des Mittelalters. Viel geringere Bedeutung für Kriegszüge und Handelsverkehr hatte die Straße die Etsch aufwärts durch den Vintschgau über den ReschenScheideck (1493 m). Noch in der ersten Kaiserzeit angelegt, scheint sie unvollendet geblieben zu sein.

§ 4. Die Bündner pässe gehörten in römischer Zeit nicht zu den wichtigsten Paßstraßen. Ihre Benutzung in römischer Zeit ist nur für den Julier und den Splügen erwiesen. Über den Julier (2287 m) führte ein fahrbarer Weg. Seine Benutzung begann mindestens seit Augustus. Vom Septimer fehlen Nachrichten aus römischer Zeit. Im MA. trat der Septimer (2311 m) als der kürzere, wiewohl unbequemere Paß an die Stelle des Julier. In fränkischer Zeit waren Septimer, Großer St. Bernhard und Mont Cenis die am meisten benutzten Alpenpässe. Das Hospiz auf dem Septimer (xenodochium s. Petri) wird 831 zuerst erwähnt. Der Verkehr über den Septimer erlebte in der 2. Hälfte des 10. Jhs. seine erste Glanzzeit. Die Zollprivilegien der sächsischen Kaiser für das Bistum Chur u. a. Nachrichten bezeugen den Handels- und Reiseverkehr über einzelne Bündnerpässe, besonders über den Septimer, in dieser Zeit. Die Straße über den Splügen paß (2117 m) von Chiavenna nach Chur ist römisch, wahrscheinlich in der mittleren Kaiserzeit angelegt, doch augenscheinlich wenig benutzt. Im Frühmittelalter wird sie nicht erwähnt. Bernhardin (2063 m) und Lukmanier (1917 m) treten erst in der sächsischen Kaiserzeit gelegentlich hervor.

§ 5. Die Eröffnung des Gotthardpasses fällt erst in die ersten Jahrzehnte des 13. Jhs. Ein Weg über den Simplon (2009 m) wurde in spätrömischer Zeit gebaut. Vorher bestand kein nennenswerter Paßverkehr und auch der römische blieb

lokal beschränkt. Im MA. hob sich die Wichtigkeit des Passes für den Handelsverkehr erst seit dem 12. Jh.

§ 6. Eine wesentlich bedeutendere Rolle spielten in der politischen und der Verkehrsgeschichte die weiter westlich liegenden Pässe. Der Große St. Bernhard (2491 m), in römischer Zeit mit dem Tempel des Jupiter Poeninus auf der Paßhöhe, im MA. Mons Jovis, einer der Hauptalpenpässe des Altert. und des MA., wurde bereits in der Bronzezeit für den Lokalverkehr benutzt. Seit dem 2. Jh. v. Chr. wuchs nach Ausweis der Münzfunde seine Wichtigkeit für den Verkehr. Cäsar bemühte sich, den Handel über diesen Paß zu sichern, und Augustus begann, nach der Gründung Aostas und der Vernichtung der Salasser, mit der Anlegung einer Straße über den Gr. St. Bernhard. Der Verkehr blieb rege während der römischen Zeit.

In der fränkischen Periode war der Paß samt Aosta in fränkischem Besitz und in karolingischer Zeit der bevorzugteste Paß für die Übergänge der Herrscher und der Hauptverkehrsweg vom unteren Pogebiet nach Nordfrankreich und dem Rhein. Die Grenzsperren des Langobardenreichs (Clusae) lagen auf der italienischen Seite. Seit der Entstehung des Königreichs Hochburgund (888) gehörte der Paß zu diesem. Schon früher (859) wird ein Hospiz auf dem Gr. St. Bernhard erwähnt. Der Verkehr über den Paß war im 9. u. 10. Jh. lebhaft und blieb es auch trotz der Beunruhigung des Passes durch die Sarazenen seit 940. Das spätere Hospiz erscheint. urkundlich erst 1125. Von seinem Gründer, dem hl. Bernhard von Menthon († wahrscheinlich 1086), erhielt der Mons Jovis seinen heutigen Namen.

§ 7. Der zum mittleren Rhonetal führende Übergang über den Kleinen

Bernhard (2157 m), die Alpis Graia, wahrscheinlich Hannibals Weg und gewiß bereits von den Kelten und noch früher benutzt, wurde durch Augustus ausgebaut. Im frühen MA. tritt er nicht hervor. Seine Bedeutung in röm. Zeit verlor er später im Nordosten an den Großen St. Bernhard, im Süden an den Mont Cenis.

§ 8. Seinerseits blieb dagegen der Mont Ceni s (2098 m) im röm. Altertum

Um so

vom großen Verkehr unbenutzt. wichtiger wurde er im MA. Die Eröffnung des Mont Cenis-Passes fällt in das 6. Jh. Seine Wichtigkeit für den Verkehr zeigt sich besonders im 8. u. 9. Jh. Er war einer der Hauptalpenpässe der fränkischen Zeit. Am Eingang des Tales von Susa, bei Chiusa, lagen die Grenzsperren (Clusae) der Langobarden gegen das fränkische Reich. Seit dem Anfang des 10. Jhs. geriet der Paß in die Gewalt der Sarazenen, die vielfach den Verkehr störten und die Reisenden durch Abgaben belästigten. Auch die Ungarn benutzten auf ihren Raubzügen die Pässe des Großen St. Bernhard, des Mont Cenis und des Mont Genèvre. Erst nach etwa siebenzigjähriger Dauer nahm die Herrschaft der Sarazenen auf den wichtigsten Alpenpässen ein Ende, hauptsächlich durch die 972 erfolgte Eroberung ihres Hauptstützpunktes GardeFreinet (Fraxinetum) in der Nähe der provençalischen Küste.

§ 9. Die Paßstraße über den Mont Genèvre (1860 m), Alpis Cottia, ist die am frühesten von den Römern und zwar durch Pompejus 77 v. Chr. eröffnete Alpenstraße, nachdem der Paß schon viel früher den Kelten als Übergang gedient hatte. Augustus baute die Straße weiter aus. Wie in römischer Zeit diente sie auch während der Völkerwanderung dem Verkehr; wiederholt wurde sie im 6. u. 7. Jh. von den Langobarden benutzt. In der fränkischen Zeit dagegen trat ihre Bedeutung im Verkehrsleben durchaus zurück gegen die des Mont Cenis. Auch sie fiel im 10. Jh. unter die Herrschaft der Sarazenen, von der sie erst die erwähnte Vertreibung derselben befreite.

v. Duhn D. Benutzung d. Alpenpässe i. Altertum N. Heidelb. Jb. 2, 55 ff. Fr. Ramsauer D. Alpenkunde i. Altert. Z. d. deutsch-österr. Alpenver. 32, 46 ff. Oehlmann D. Alpenpässe im MA. Jb. f. schweiz. Gesch. 3, 169 ff.; 4, 165 ff. Berger D. Septimerstraße Jb. f. schweiz. Gesch. 15, 110 ff. Al. Schulte Gesch. d. mittelalterl. Handelsverkehrs 1, 39 ff. 54 ff. O. Wanka E. v. Rodlow D. Verkehr ü. d. Pontebba-Pontafel u. d. Predil i. Altert. u. MA. Prager Studien 3. Ders. D. Brennerstraße i. Altert. u. MA. das. H. 7. Scheffel Verkehrsgesch. d. Alpen 1. Bis z. Ende d. Ostgotenreiches.

W. Stein.

[blocks in formation]

er eine an Paulus Diaconus anknüpfende, aber nur in zwei Bruchstücken erhaltene Geschichte der Bischöfe von Metz geschrieben habe, ist eine vielfach, so auch bei Wattenbach, begegnende irrige Annahme. Vielmehr hat er, soweit bekannt, nur über die letzte Lebenszeit des Bischofs Dietrich I., nämlich die Jahre 978-984, etwa ein Menschenalter später ein Werkchen verfaßt, das durch Zurückgehen auf den mündlichen Bericht eines vertrauten Dieners des Bischofs lebensvoll und insbesondere für die süditalischen Schicksale Kaiser Ottos II. bedeutsam ist. Der Anfang ist verstümmelt, doch scheint nicht viel zu fehlen. Ein andres Werk, das er zwischen 1021 und 1024 schrieb, nannte er De diversitate temporum und widmete es dem Bischof Burchard I. von Worms. Formell stark durch Caesars gallischen Krieg beeinflußt, bringt es unter Verzicht auf alle Chronologie und genauere Bezeichnung der Persönlichkeiten, zwar mit epischer Erzählerfreude, aber mit einem bemerkenswerten Mangel an historisch-politischem Sinn fast nur die vom Volksmunde zugetragenen Berichte aus der nächsten niederrheinischen Umgebung, allerlei Schilderungen über die dortigen Grafenkämpfe, die Kaufleute von Tiel, Heinrichs II. Eingreifen in Lothringen und Burgund usw., die auch kulturhistorisch beachtenswert sind, als historiographische Leistung aber recht tief stehen.

Ausg.: Opera MG. IV 696 ff. (besser als die spätere Ausg. mit Übers. von Dederich, 1859, dessen Erläuterungen aber zu beachten). Vollständ. Facsimile der einzigen Hannov. Hs.: Codices Graeci et Latini ed. de Vries

Suppl. V, 1908, mit Einl. v. Pijnacker Hordijk. Wattenbach DGQ. 17, 418 ff. (verbesserungsbedürftig). K. Hampe.

Alraun, die Wurzel der Zaunrübe oder der in den südlichen Alpenländern wachsenden Mandragora, spielt im deutschen Aberglauben bis zur Gegenwart eine wichtige

Rolle. Ihre gnomenhafte Form hat die Mythe entstehen lassen, daß in ihr eine Menschenseele stecke, und zwar die eines Gehängten, dessen Same oder Wasser auf der Stelle, wo sie wächst, auf die Erde geträufelt sei. Daher heißt sie auch Galgenmännlein. Wenn sie ausgegraben wird, gibt sie einen so kläglichen Laut von sich, daß der Gräber sterben muß. Daher bedient man sich eines schwarzen Hundes, verbindet das Ende der Wurzel und den Schwanz des Tieres durch einen Faden und läßt sie so den Hund aus der Erde ziehen. Ist sie so gewonnen, bedarf sie besonderer Pflege: sie muß sorgfältig aufbewahrt, fein eingewickelt, mit Wein gewaschen und öfter gebadet werden. Dann bringt sie ihrem Besitzer Glück, vermehrt sein Geld, offenbart ihm alle Dinge, die zu seiner Wohlfahrt nötig sind, bringt den Frauen leichte Geburt, hilft Prozesse gewinnen u. dgl.

Grimm D. Myth. 4 II 1005 ff. Wuttke Abergl. d. Gegenw. § 131. E. Mogk.

Die

Alsener Gemmen sind barbarische, ovale oder runde Gemmen aus Glaspasta. Bilderdarstellungen, 1-2, meistens drei Personen, sind schlechte Nachbildungen nach antiken Gemmen und stellen die Siegesgöttin Viktoria,

die einen Krieger bekränzt, vor. Die meisten Fundorte dieser Gemmen sind im Norden und in Nordwestdeutschland; südlich gehen sie jedoch bis nach Nürnberg. Sie gehören dem 5. Jh. n. Chr. an; gewisse nordische Brakteaten (s. d.) dieses Alters weisen nämlich ganz dieselbe Viktoriadarstellung auf. Fig. 3 zeigt die erste in der Literatur beschriebene Gemme, von der Insel Alsen, welche den Namen veranlaßt hat.

[graphic]

Alsener Zeit

Abb. 3. Gemme schrift fürEthnologie

aus

(Behrend & Co., Berlin) 1882 S. 187. 1.

M. Bartels Die Gemme v. Alsen u. ihre Verwandten ZfEthn. 1882, 179 ff. G. Stephens Tre barbarisk classiske Gemmer Aarb. 1873, 50 ff. O. Olshausen Über neue Glasgemmen vom Typus d. Alsener u. üb. Verwandte d. Briesenhorster VdBAG. 1887, 688 ff. B. Schnittger.

Altar. A. Norden. § 1. In den heidnischen Göttertempeln (hof) entsprach dem Altar der christlichen Kirchen eine Erhöhung, stallr genannt. Er hatte seinen Platz in dem afhús, das dem Chor (s. d.) der christl. Kirche entsprach. Eyrbyggjasaga: ok stóð par stalli á miðju gólfinu sem altari. Kjalnesingasaga: Frammi fyrir þar (vor dem Thorsbilde) stóð stallr, með miklum hagleik gjørr ok piljair ofan með járni. Auf dem Stall brannte ein Feuer, das immer (dh. wohl: während der Opferhandlungen) brennen sollte (Kjaln. Sag.). Auf dem Stall stand weiter ein hlautbolli (Blutkessel); war aus Kupfer und sollte das Blut der geopferten Tiere und Menschen aufnehmen (Kjaln. u. Eyrb.S.).

[blocks in formation]

er

B. Süden. § 3. In heidnischer Zeit bei den Germanen bereits bekannt (§ 1), in christlicher Zeit in der Kirche die Stätte des priesterlichen Dienstes und des Abendmahls. Frühchristlich meist von einfacher Tischform, hinter dem der Priester stand; erst bei langsam entstehenden Aufbauten und reicherem Altarschmuck (Kreuz, Leuchter) tritt der Priester vor den Altar. Aus karolingischer Zeit sind die Altäre zu Vaison, Tarascon und zu Mettlach einfache Steinplatten mit erhöhtem Rande (gegen das Ablaufen des Weines), auf Säulen gestellt. Andere Altäre sind geschlossene Steinblöcke mit Deckplatte; öfters mit schrankartiger Vertiefung der Vorderseite die Reliquie umschließend, auf der Platte die Weihe

Abb. 4. Altar von S. Stephan zu Regensburg.

vorzüglich angebeteten Gottes, und um das Hauptbild herum standen im afhūs die Bilder anderer Götter. Die neuerdings von Thümmel ausgesprochene Meinung, die in den hofgrundmauern auf Island gefundene Quermauer sei der Stall, verdient in Verbindung mit dem hof geprüft zu werden (s. Göttertempel).

§ 2. Der Altar der ältesten christlichen Kirchen des Nordens war gewöhnlicher Art. Bei dem Altar der Kirche zu Stiklestad, wo Olaf d. Heilige 1030 den Märtyrertod erlitt, zeigte man lange den Felsen, auf dem er gefallen war, der aus dem Altartische hervorragte.

Thümmel Der germ. Tempel, PBB. 35.
Dietrichson.

[blocks in formation]

tritt früh auf, offenbar zur Aufnahme von Reliquien (Pemmo-Altar zu Civídale, a. 745); am kostbarsten in dem wunderbaren Goldschmiedewerk des Meisters Wolvinius mit Email und Reliefs für Bischof Angilbert in S. Ambrogio zu Mailand (a. 835).

Enlart Manuel I 725. Dehio und v. Bezold I 95. Stephani Wohnbau II 270. Haupt Ält. Kunst 113 ff.

A. Haupt. Altenburg. § I. Germanische Volksburg aus dem 1. Jh. v. Chr. nördlich von Fritzlar im Flußgebiet der Eder an deren Nebenfluß, der Ems, im Herzen des Hessengaues gelegen.

§ 2. Das Plateau des Berges wird auf den nicht durch die Steilheit der Hänge sturmfreien Seiten von einer am Rande

sich hinziehenden Steinmauer verteidigt. Den Fuß des Berges umzieht eine Mauer aus Erde und Holz zum Teil mit davorliegendem Graben, die nur im Nordwesten aussetzt, WO die sumpfigen Emswiesen genügenden Schutz boten. Durch diese Mauer wird auch die nordöstlich der Altenburg gelegene, mit ihr durch einen breiten Sattel zusammenhängende Kuppe des Falkensteins in die Befestigungen der Altenburg hineingezogen. Der einzige Zugang zur Burg liegt auf der Nordostseite nach diesem Sattel zu. Das Tor in der Steinmauer ist durch ein System von Zwingermauern aus Erde und Holz noch besonders verteidigt.

§ 3. Die Untersuchungen, die noch nicht abgeschlossen sind, haben ergeben, daß auf dem Plateau zahlreiche Hütten meist unregelmäßig rechteckigen Grundrisses standen. Wege führten zwischen den Häusergruppen hindurch, Zugangswege vom Tor her zu den Wohnplätzen. Eine Anzahl rechteckiger Gruben etwa Mannshöhe, deren Wände mit Holz verkleidet waren, werden als Wasserbehälter gedeutet. Einer dieser Behälter war durch zwei mächtige übereinandergreifende Bohlen in zwei Kammern geteilt, über deren eine ein Laufbrett führte. Vielleicht haben wir es hier mit einer Anlage für Aufbereitung des Tons. zu tun. Damit könnte auch eine unmittelbar anstoßende Grube von 60: 20 m Abmessung zusammenhängen, in die zu wiederholten Malen Ton eingefahren worden ist; der Bau der Fachwerkhütten forderte große Tonmengen.

er

§ 4. Die Datierung der Anlage ergibt sich aus den Funden, die mit Ausnahme einiger weniger neolithischer Reste alle der Spät-La Tène-Zeit angehören. Regenbogenschüsselchen und zahlreiches Eisengerät wurden schon im 16. Jh. gefunden. Bei den jetzigen Ausgrabungen sind ein eisernes Kesselgehänge, eiserne Messer und Lanzenspitzen, ferner Gürtelhaken, durchbrochene Zierscheiben, Pferdeschmuck und eine Mittel-La Tène-Fibel aus Bronze zutage gekommen. Unter den Gefäßen und Scherben finden sich schon gallische, auf dem Rade gearbeitete Importstücke. Besonders interessant waren

die reichen Holzfunde aus dem oben erwähnten Doppelbecken: eine Haustür, Pferdeköpfe vom Dachgiebel, eine Mörserkeule (pilum), Schaufeln, Messer, die Hälfte einer Schüssel, Reste eines Kästchens usw. Auch die Zwingerbildung vor dem Tore, die bei den älteren keltischen Burgen bisher nicht nachgewiesen worden ist, weist die Anlage der Altenburgbefestigung in germanische Zeit. Die nächste Analogie bieten die gleichfalls dem Ende der La Tène-Zeit angehörigen Befestigungen der Milseburg in der Rhön. Die vielen verbrannten Hütten und Brandspuren in der Mauer am Tor machen es wahrscheinlich, daß die Burg durch Feindeshand eingenommen und zerstört worden ist. Nach der Gleichartigkeit der Funde scheint die Zerstörung noch in der La Tène-Zeit erfolgt zu sein.

§ 5. Südöstlich von der Altenburg, etwa 5 km von ihr entfernt, liegt das Dörfchen Metze, das heute allgemein mit dem von Tacitus Annal. I 56 erwähnten Mattium, dem caput gentis der Chatten, das Germanicus 15 n. Chr. zerstörte, identifiziert wird. Daß die Altenburg zu diesem caput gentis in irgend einem Zusammenhange stand, ist mehr als wahrscheinlich. In welchem, müssen die weiteren Untersuchungen lehren.

Erster Ausgrabungsbericht v. Boehlau, Eisentraut, Hofmeister u. Lange Z. d. V. f. hess. Gesch. u. Landesk. 43, 1 ff. (1909). Kropatschek Jahrb. d. archäol. Instit. 23 (1909), 181 (zur Mörserkeule von der Altenburg). P. Vogt Kleine Beiträge z. Gesch. d. Chatten, Jahresber. d. Wilhelmsgymn. Cassel 1901 S. 5 (zur Mattium-Frage). Boehlau.

Altenwalde. Befestigter Königshof (s. d.). Großes Rechteck stark umwallt. Grabung Schuchhardt u. Robra 1906: Wall, wo Graben vorliegt, aus Sand und Holz, wo kein Graben (N.-Seite), aus Plaggen und Holz und hier völlig verbrannt, weil die Plaggen Luft zulassen. Der Wall ist über dem sächs. Urnenfriedhof angelegt. Spärliche Scherben. Altenwalde ist reichstes Tafelgut Adalberts v. Bremen: curtis dominica in Wolde (Adam v. Br. 3. 44). Liegt am Endpunkt der von Bremen durchs Land Hadeln bis zum Meer gehenden Straße

« PreviousContinue »