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Confessio zu verbinden.

In einer späteren Periode wurden die Mauern der westlichen Vorhalle in Form eines Turms | hinaufgeführt, und es wurde ein Treppentürmchen angefügt, das den Zugang zu einem Zimmer im ersten Stock des Turms vermittelte, wo sich eine mit Bogengängen versehene Öffnung befindet, die ins Innere der Kirche führt. Dieses Zimmer war wahrscheinlich für die Aufnahme des Gutsbesitzers des Ortes bestimmt, der in der späteren sächsischen Periode eine beträchtliche Gewalt über die Kirche und ihre Geistlichkeit ausgeübt haben mag.

§ 13. Während die Kirche zu Brixworth den Basilikentypus hat, bietet sie uns, wie wir sehen werden, zugleich interessante Merkmale von belangreicher Neuheit. Eins derselben ist die westliche Vorhalle. Diese ist dem Narthex oder der vierten Seite des Atrium der frühchristlichen Bauwerke in Italien und anderwärts zu vergleichen; aber sie ist dadurch besonders interessant, daß sie direkt auf den einzigen. westlichen Turm führt, von dem weiter unten die Rede sein wird. Ein zweites Merkmal ist der Priesterraum zwischen dem Mittelschiff und der Apsis, der in der oben beschriebenen Weise von ersterem abgeschnitten war. Es gab niemals Seitenschiffe zu demselben, sondern eine Sakristei oder ein ähnliches Zimmer bildete den Zugang dazu an seiner nordwestlichen Ecke. Man erkennt hier augenscheinlich ein Bemühen, den für die Geistlichkeit, im Unterschied von der Gemeinde vorbehaltenen Raum weiter auszugestalten, und wir werden erinnert an die Ansätze zu Transepten, die in so vielen der Basiliken in Rom vorkommen. Eine kontinentale Parallele findet sich in der interessanten karolingischen Basilika von Michelstadt (Steinbach) im Odenwald, erbaut von Eginhard um 825. Das Innere dieses Bauwerks bewahrte liche Spuren einer Kreuzmauer, etwa 12 Fuß hoch, die, mit Lichtöffnungen in der Mitte, eine Schranke bildete, die einen Raum von etwa 16 Fuß von dem östlichen Ende des Mittelschiffes abtrennte. Im sächsischen England war eine Einrichtung dieser Art ein typischer Zug in

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vielen frühen Kirchen. Sie kommt vor in der Basilikenkirche zu Reculver in Kent aus dem letzten Teil des 7. Jhs., in der ursprünglichen Kirche zu Rochester (vielleicht i. J. 604 erbaut), und in der St. Pancras kirche in Canterbury aus ungefähr derselben Zeit. Der Grundriß der St. Pancraskirche ist in Abb. 4 gegeben; er hat außer dieser Schrankenmauer zwischen dem Mittelschiff und dem Priesterraum noch einige andere bemerkenswerte Kennzeichen. Es ist eine westliche Eingangshalle da, wie in Brixworth, dazu zwei Seitenzimmer; in einem derselben, dem südlichen, befindet sich ein Altar aus mittelalterlicher Zeit. Seitenzimmer dieser Art sind ein besonderes Merkmal angelsächsischer Architektur und kommen in allen Perioden vor. Mitunter sind sie Vorhallen, zu andern Zeiten haben sie keinen Türeingang, ausgenommen den in die Kirche. Wenn sie Altäre enthalten, so kann man sie als Seitenkapellen betrachten; und Altäre wurden SOwohl in Seitenhallen aufgestellt, die Vestibüle bildeten, wie auch in Zimmern, die, gleich denen in St. Pancras, keine Öffnungen nach außen hatten. Wir wissen, daß dies in der angelsächsischen Kathedrale in Canterbury der Fall war, und es gibt verschiedene Beispiele, WO das frühere Vorhandensein eines Altars noch durch die Stellung des Türeinganges nach der Westseite der Mitte der Nord- oder Südmauer angedeutet wird, so daß ein ungestörter Platz für den Altar gegen die Mauer an der Ostseite freigelassen wurde. Ein Beispiel einer solchen sächsischen seitlichen Vorhallen-Kapelle, von Bishopstone in Sussex, bietet Abb. 7Solche Vorhallen spielten auch im sozialen Leben der angelsächsischen Gemeinde ein Rolle, da in oder neben ihnen Geschäfte verschiedener Art erledigt und Gerichtssitzungen abgehalten wurden. Von mehr streng architektonischem Standpunkt aus ist zu beachten, daß in England diese seitlichen Nebengebäude, ob nun Vorhallen oder Seitenkapellen, sich schließlich zu Kreuz| schiffen entwickelten und so in der Ausbildung des kreuzförmigen Grundrisses, der im späteren Mittelalter so

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allgemein war, ihre Rolle spielten. Dar auf werden wir später zurückkommen. b) Kirchen der keltischen Richtung. §14. Die bisher erwähnten Bauwerke stellen in ihren Grundrissen die römische Tradition dar. Eine Probe einer frühen Kirche mit dem vierseitigen Chor, der auf keltische Vorbilder hinweist, steht in Escomb in der Grafschaft Durham. Der Grundriß (Abb. 9), die Ansicht der Außenseite (Abb. 8) und die des Innern (Abb. 10) geben eine gute Vorstellung von dem kleinen interessanten Gebäude, während wir durch die Fenster (Abb. 11 u. 12) mit ihren schräg abfallenden Gewänden und der megalithischen Behandlung der Oberschwellen-Stein des rundbogigen hat eine Länge von 2,10 m an den charakteristischen Steinbau des keltischen Irlands erinnert werden. Die Kirche in Escomb, die im 7. oder zu Anfang des 8. Jhs. erbaut worden sein mag, ist ein schlichtes Bauwerk, zum größten Teil aus römischen Steinen solide erbaut, mit langen und schmalen Verhältnissen, dünnen, hohen Mauern und scharf zugespitzten Giebeln. Der Chorbogen hat ähnliche Verhältnisse: er ist 4,50 m hoch und 1,58 m breit und ist aus großen, gut behauenen Steinen aufgeführt, die in einer besondern. Manier gefügt sind; darüber weiter unten. Diese Manier ist römisch, und die Steine mögen tatsächlich wiederbenutzte römische Steine sein. Der allgemeine Typus, den die Kirche zu Escomb darstellt, ist im angelsächsischen England gewöhnlich; aber es gibt kein anderes Beispiel, das so vollkommen erhalten und so edel in seiner Einfachheit wäre.

§15. Als letztes Beispiel aus der früheren Periode mag das berühmte angelsächsische Fragment genommen werden, das das westliche Ende der Kirche zu Monkwearmouth in der Grafschaft Durham (Abb. 13) bildet. Hier existierte ursprünglich eine Eingangshalle, bedeckt mit einem Tonnengewölbe, worüber ein Zimmer war, das durch einen schmalen Türeingang in seiner östlichen Wand mit der Kirche in einer beträchtlichen Höhe über ihrem Fußboden in Verbindung steht (Abb. 14). Über diesem Zimmer endigte die Vorhalle ursprünglich in einem Giebel, dessen Ab

dachungslinie man in der Zeichnung in der Höhe des Pfeils A sehen kann. Unterhalb der Spitze des Giebels stand ursprünglich eine in Hochrelief geschnitzte Figur von etwa 1,80 m Höhe, die jetzt abgehauen ist. In einer viel späteren Periode, wahrscheinlich um die Zeit der Normannischen Eroberung, wurden die Mauern der Vorhalle in Gestalt eines hohen und schlanken Turms nach oben fortgesetzt. Das Schiff der Kirche war sehr lang und schmal, etwa 19,50 zu 5,70 m, und die Mauern sind dünn, aber von verhältnismäßig großer Höhe. Sie sind aus Bruchsteinmauerwerk von uneben viereckig behauenen Steinen aufgeführt und sind so gut zusammengefügt, daß, obgleich die Mauern der ursprünglichen Vorhalle weniger als 60 cm dick sind, sie jetzt das Gewicht eines 18 m hohen Turmes tragen. Die ursprüngliche Westmauer mit der Abdachung des Giebels sieht man in Abb. 13; das Mauerwerk an der Nordseite, nahe bei dem Buchstaben A, ist eine spätere Hinzufügung. In dieser Westmauer sind noch zwei ursprüngliche Fenster erhalten in einer Linie etwa 20 Fuß über dem Erdboden, deren äußere Öffnungen beinahe gänzlich durch den späteren Turm verdeckt sind. Der Pfeil bezeichnet die Lage eines derselben. unser Interesse an dieser kleinen berühmten Vorhalle hauptsächlich in Anspruch nimmt, das sind ihre dekorativen Merkmale. Die Gewände der äußern Öffnung an der westlichen Vorderseite haben unten ein in Relief ausgeführtes Schnitzwerk, das zwei ineinander geschlungene Schlangen darstellt (Abb. 15). Dieses Motiv ist, obgleich es auf den ersten Blick als keltisch erscheint, echt germanisch, und es kommt in burgundischer und alemannischer Metallarbeit in den Museen von Zürich und Freiburg in der Schweiz vor. Über den so verzierten, Steinplatten in jedem Gewände stehen zwei der sogenannten,,Geländerschäfte", die charakteristische und zugleich schwer verständliche Merkmale sächsischer Bauwerke sind. In einigen angelsächsischen Kirchen, sowoh! frühen, als auch späten Mustern dieses Stils, kommen kleine Steinschäfte vor, etwa 2-3 Fuß hoch, mitunter gerade und mitunter mit einem ausgebauchten Profil

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Türwand der Vorhalle von Monkwearmouth.

11-12. Fenster in Escomb. 13. Westliche Ansicht der Kirche von Monkwearmouth, Durham. 14. Westliche Mauer der Kirche von Monkwearmouth, von der Kirche gesehen. 15. Südliche 16. Geländerschaft von Monkwearmouth. Verlag von Karl J. Trübner in Straßburg. 37

Reallexikon d. germ. Altertumskunde. I.

Hoops, Reallexikon. I.

und mit verschiedenen darauf angebrachten Zieraten. Die früheren und einige der späteren sind auf der Drechselbank gedreht und mögen, wie die Illustration (Abb. 16) zeigt, sehr sorgfältig gearbeitet worden sein, während andere nicht gedrechselt, sondern roh mit dem Meißel geformt sind.

Der allerletzte Ursprung dieser Schäfte ist römisch; denn kleine Schäfte, die als Modelle gedient haben mochten, sind in römischen Örtlichkeiten in England nicht ungewöhnlich und kommen auch als Teil der Dekoration römischer geschnitzter Steine vor. Merkwürdigerweise sind jedoch die frühesten dieser Schäfte, die zu Monkwearmouth, so sehr unklassisch sowohl in ihrer Form und Verzierung, als auch in dem Fehlen der Kapitäle und Basen. Trotz dieser römischen Herleitung muß man die,,Geländer schäfte" als originelle Züge in sächsischen Bauwerken betrachten; denn sie haben in andern Ländern kein Gegenstück. Zur Frage, in welcher Weise diese Schäfte benutzt wurden, sei gesagt, daß die beiden Originalfenster in der Westmauer zu Monkwearmouth (Abb. 14) solche Schäfte in den inneren Ecken ihrer Gewände haben. Späterhin werden sie, wie wir sehen werden, in der Unterabteilung der Öffnungen angewandt.

§ 16. Über die charakteristischen Fensteröffnungen dieser frühen Periode sei folgendes gesagt. Ursprüngliche Fenster sind in einem halben Dutzend der frühen Kirchen erhalten, und sie sind alle nach innen ausgeschrägt. In dem Falle von Brixworth ist die Ausschrägung unbedeutend und die Öffnung breit, so daß das Fenster sich der Form nähert, die in frühen christlichen Basiliken in andern Ländern wohlbekannt ist. Sonst ist die äußere Öffnung verhältnismäßig klein. In Monkwearmouth ist diese 50 cm breit, die innere (Abb. 14) 82 cm.

II. Die zweite Periode. § 17. Der Zwischen- oder Wikinger-Periode lassen sich, wie schon oben gesagt, von den erhaltenen Baudenkmälern keine mit Sicherheit zuweisen. Es ist jedoch nicht anzunehmen, daß für die Baukunst damals ein Stillstand eingetreten sei. Literarische Mitteilungen beweisen das Gegenteil. Es

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wird zum Beispiel von einem Bischof dieser Periode, Swithun von Winchester, der 862 starb, berichtet, der ,,ein fleißiger Erbauer von Kirchen war in Orten, wo vorher keine waren, und ein Wiederhersteller derjenigen, die zerstört oder niedergerissen worden waren" (Act. Sanct. Jul. 1, 291). Ferner

gehört wohl in diese Periode die Entwicklung einer echt charakteristischen spätsächsischen Eigentümlichkeit, die nirgendwo sonst in Europa auftritt und ein Unterscheidungsmerkmal des Stils ist. nämlich das sogenannte ,,long-and-short work" (Eckverband aus Quadern), das an den Ecken sehr vieler sächsischen Bauwerke aus der letzten Hälfte des 10. und aus dem II. Jh. vorkommt; vgl. die Abbildungen 39, 46 und 47. Es wird folgendermaßen angewendet: Ein aufrechter Steinpfeiler, quadratisch im Durchschnitt und an Höhe von 0,60 m bis 1,20 m variierend, wird an die Ecke des Gebäudes gestellt, sei es die des Turms, des Schiffes, des Chors oder der Vorhalle, und darüber wird eine flache Steinplatte gelegt, die fest in die Mauer faßt und an den beiden Vorderseiten entlang die Lange ihrer Seiten zeigt. Die korrekte Bezeichnung dieses Eckverbandes als Ganzes gesehen, würde eher ,,aufrecht und flach" als,,lang und kurz“ sein; aber wenn, wie es gewöhnlich der Fall war, die Hauptaußenseite der Mauer verputzt war, so verbarg der Mörtel, der bis an die Kanten der aufrechten Teile angebrach: wurde, den größeren Teil der flacher Steinplatten, es blieb also nur derjenige Teil von ihnen sichtbar, der wirklich zwischen den aufrechten Teilen hervortrat. Dieser Teil, der nur die Dicke der Steinplatte ausmachte, erscheint,,kurz" im Vergleich mit der Länge der aufrechten. Hier ist wiederum, wie bei den Geländerschäften, der Ursprung dieser Eigentümlichkeit römisch, obgleich sie von den germanischen Baumeistern in selbständiger Weise behandelt wird. Eine Weise, in der die Römer einen Türeingang konstruierten, war die, den Pfosten mit einer aufgerichteten Steinplatte zu bedecken und wagerecht über sie eine andere Platte zu legen, die mit der Mauer in Verband gebracht wurde. Es ist dies keine gewöhnliche

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