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vögel und sammelt deren Kot. Diesen glüht er und schmiedet daraus ein Schwert handlicher und schärfer als das erste. Doch auch dieses befriedigt Wieland noch nicht. Er wiederholt sein Verfahren, und nun bringt er ein Schwert zustande, so scharf daß es eine Flocke Wolle drei Fuß dick, die auf dem Fluß schwimmt, glatt durchschneidet, indem er es ihr nur entgegenhält. Die beiden Hälften schwimmen ohne jeden Aufenthalt weiter.

§ II. Als dann der Tag der Wette gekommen und Annilias Helm, Panzer und Eisenhosen angelegt hat und Wieland höhnisch auffordert, sein Schwert an seiner Rüstung zu versuchen, da tritt Wieland hinter ihn, legt das Schwert auf den Helm, drückt nur leise, und die scharfe Klinge durchschneidet die Eisenrüstung und den Mann, so daß beide Hälften auseinanderfallen. Diese Verherrlichung der Schwertschmiedekunst ist von besonderer Bedeutung wegen des Verfahrens, das auf die Kenntnis der Einsatzhärtung durch Glühen. von Eisen in kohlenstoff-stickstoffhaltigen Substanzen hinweist.

§ 12. Ebenso war den Schmieden in römischer und frühmittelalterlicher Zeit die Herstellung von damasziertem Stahl, durch Zusammenschweißen und Ausschmieden von Stahl und Eisenstäbchen, bekannt. So entstanden die oft erwähnten,,wurmbunten" Klingen.

Cassiodor teilt einen Brief des Ostgoten königs Theoderich (Dietrich von Bern) mit, worin dieser sich bei dem Vandalenkönig Thrasamund für das Geschenk eines herrlichen Schwertes,,köstlicher als Gold" bedankt.,,Seine Klinge glänzt so helle, daß es im Anschauen das treue Spiegelbild des Gesichtes zurückwirft. . . In dem mittleren Teil erscheinen schöne Vertiefungen wie krausendes Gewürm und es zeigen sich so mannigfaltige Schattierungen, daß man glauben möchte, es sei das glänzende Metall mit verschiedenen Farben durchwebt."

§ 13. Zahlreiche Schwerter der Art wurden in einem untergegangenen Schiff bei Nydam im Moorboden gefunden. Für die Elastizität der Stahlschwerter gibt die Chronik von St. Gallen ein Beispiel. König Ludwig der Deutsche empfing von dem Normannenkönig Schwerter als Geschenk.

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Der König probt die Klingen mit seiner Hand stärker als Eisen auf ihre Spannkraft. Die eine zerbricht ihm in der Hand, eine ander aber biegt er bis zum Griff wie eine Weidengerte zusammen und sie springt, wie er sie losläßt, in ihre ursprüngliche Gestalt zurück.

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§ 14. Stahl Stahl Stachei (acies) ist ein altes deutsches Wort, seine Eigenschaften und seine Behandlung waren den germanischen Schmieden wohlbekannt. Seine Herstellung erfolgte aus besonderen Eisenerzen, zumeist aus den aus Spateisenstein entstandenen Brauneisensteinen. Diese Stahlerze finden sich besonders in den österreichischen Alpenländern Steyermark und Kärnten, in Thüringen bei Schmalkalden und im Siegerland. Hier wurde der Stahl geschmolzen und hier nahm die Eisen- und Stahlgewinnung zuerst den Charakter eines ständigen Gewerbebetriebes an.

Der Stahlberg bei Schmalkalden soll seit 385 in Betrieb sein.

§ 15. In dem alten Noricum wurde Stahl in römischer und vorrömischer Zeit bereitet, aber erst nach der Völkerwanderung, nachdem die Herrschaft der Deutschen in Steyermark gesichert war, begann angebich 712 der ununterbrochene Bergwerksbetrieb am Erzberg bei Eisenerz. Eisen und Stahl vom steyrischen Erzberg gingen nordwärts nach der Donau, während der Stahl vom Erzberg bei Hüttenberg in Kärnten auf Saumtieren südwärts nach Italien gebracht wurde. Über die Eisenund Stahlgewinnung im Siegerland sind urkundliche Nachrichten erst aus späterer Zeit vorhanden, es ist aber anzunehmen, daß die im frühen MA. berühmten kölnischen Schwerter aus Siegener Stahl geschmiedet wurden. Dieser bildete einen wichtigen Handelsartikel der Kölner, der besonders nach London ging, wo er in dem Kölnischen,,Stahlhof" gestapelt und gehandelt wurde.

§ 16. Siegen wird die Heimat des kunstreichen Schmiedes Wieland genannt. Gottfried von Monmouth bezeugt dies in seiner Vita Merlini (um 1136):,,pocula quae sculpsit Wilandus de urbe Sigeni".

§ 17. Alter Eisensteinbergbau in Deutschland wird von Otfried von Weißenburg am Main in der ersten Hälfte des 9. Jhs. erwähnt.

Der Erzberg bei Amberg wird 931 urkundlich genannt. Im ganzen war aber Bergbau mit Schächten und Stollen auf Eisenstein in der ersten Hälfte des MA. noch selten, meist wurde der Eisenstein gelesen oder an der Oberfläche gegraben. Eine Verordnung Karls d. Gr. legt dem Amtmann (judex) die Anzeigepflicht für alle in seinem Gebiet befindlichen Eisensteingruben (fossae ferrariae) auf. Der Eisenstein fiel aber nicht unter das Bergregal, sondern war freies Eigentum des Grundbesitzers, des Gutsherrn oder der Gemeinde. mußten davon eine Abgabe in natura an die Landesherrschaft leisten. Die Lorscher Chronik (Traditiones Laureshamenses) meldet, daß unter König Karl und dem Abte Helmerich, der von 780 bis 785 regierte, ein gewisser Adelolt dem Kloster Lorsch den dritten Teil seiner Eisengrube (tertiam partem de sua mina ad faciendum ferrum) in der Gemarkung Wannendorf (Kreis Wetzlar) geschenkt habe.

Diese

§ 18. Von den Eisenschmelzen mußte der Gutsherr Abgaben von Eisen an den Landesherrn entrichten. So heißt es in der Lorscher Chronik vom Jahre 780: in villa Wilene sunt hubae tres, quae solvunt ferri frusta XXXII et unciam unam, also in Weilnau gab es drei Hofbauern, die jährlich 32 Schirbel (Luppen) und ein Pfund Eisen dem Kloster erlegen mußten. Dies ist ein Beispiel von vielen. - Dieses Eisen, welches der Gutsherr, auf dessen Hube sich eine Waldschmiede befand, jährlich der Herrschaft zu liefern hatte, wurde dann von dem Klosterschmied oder dem Burgschmied zu Bedarfsgegenständen verschmiedet.

§ 19. Die Eisenbereitung aus den Erzen durch die Waldschmiede behielt die alte einfache Form bei, dagegen trat bei den Schmieden, welche das Waldeisen weiter verarbeiteten, an dem kaiserlichen Hof und in den größeren Städten eine Arbeitsteilung ein. In Karls d. Gr. Capitulare de Villis werden neben den Grobschmieden die scutatores (Schild- und Panzerschmiede) genannt. Daß neben den Panzer- und Helmschmieden die Schwertschmiede ein hochangesehenes Handwerk bildeten, bezeugt die Sage von Wieland. - Ferner gab es an manchen Höfen einen ,,Pilsmid", der Pfeil- und Lanzenspitzen schmiedete. Auch

die Nagelschmiede bildeten schon früh ein eignes Gewerbe, während jeder Hofschmied auch Hufschmied war.

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§ 20. Die Mitglieder des gleichen Handwerks schlossen sich genossenschaftlich zusammen. Karl d. Gr. verbot die,,eidlichen Verschwörungen" der Gewerbetreibenden. Dagegen nahm sie die Kirche, die ja in den Mönchsorden selbst solche Verbände geschaffen hatte, in ihren Schutz. Die Bruderschaften" erhielten dadurch einen kirchlichen Charakter. Auch die Waldschmiede, Köhler und Schmelzer schlossen sich im Harz zu einer Genossenschaft der Waldleute (silvani) zusammen, welcher Kaiser Friedrich II. Rechte und Schutz gewährte. Besondere Beachtung verdient die Bruderschaft der Stahlschmiede in Siegen. Diese schmolzen ihren Stahl aus ausgesuchten Erzen innerhalb der Mauern der Stadt in Rennherden.

§ 21. Trotz der Belästigung der Bewohner durch Rauch und Feuer wurden sie von der Stadt wie von den Grafen von Nassau geschützt. Sie waren die vornehmste Bruderschaft und blieben es auch noch nach ihrem Verfall infolge der veränderten Betriebsweise. Sie schmolzen besten,,Mollstein", der in der Nähe der Stadt gefunden wurde. Doch werden sie auch schon die Erze des,, Steinbergs", jetzt ,,Stahlbergs" bei Müsen, von dem die Grafen von Nassau schon 1313 Zoll erhoben, verwendet haben. Die Schlacken wurden auf einen Platz vor dem Haintor, in dessen Nähe die Schmelzherde sich befanden, gefahren.

§ 22. Im 13. Jahrh. begann sich eine große Umwälzung in der Eisenbereitung dadurch zu vollziehen, daß man anfing, die Menschenkraft durch die Wasserkraft zu ersetzen. Wie die Wassermühlen die Handmühlen verdrängt hatten, so verdrängten die Schmelzöfen, deren Blasebälge durch Wasserräder bewegt wurden, und die Hammerwerke an den Bächen und Flüssen die alten Waldschmieden. Die Waldschmiede verließen die waldigen Höhen und bauten sich im Tal unter dem Schutz der Landesherren Eisen- und Hammerhütten. Damit war der Anfang einer auf Maschinenkraft begründeten Eisenindustrie gegeben, deren großartige Entwicklung bis zur Gegenwart

kaum mehr ihre Entstehung aus den einfachen Waldschmieden ahnen läßt.

§ 23. In Steyermark vollzog sich dieser Wechsel bereits im 13. Jahrh. Im Siegerland wird 1311 zuerst eine ,,Maßhütte an der Weiste", dem bei Siegen in die Sieg mündenden Weißbach, erwähnt. Maßoder Massenhütten hießen sie von der Eisenmassel (massa ferri), dem Eisenklumpen oder,,Stück", das nach vollendeter Schmelzung wie bei den Rennherden ausgebrochen wurde. Die Maßöfen waren also ursprünglich Stücköfen, niedrige Schachtöfen. In Steyermark hießen sie ,,Plaaöfen", in Schmalkalden,, Blauöfen", d. h. Blaseöfen, wegen des starken Windes der durch Wasserkraft getriebenen Blasebälge. Diese neue Betriebsweise hatte eine für die weitere Entwicklung der Eisenindustrie sehr wichtige Folge. Durch den stärkeren Wind entstand in den Öfen, die man der größeren Produktion wegen erhöht und zu Schachtöfen ausgebaut hatte, eine weit größere Hitze als in den alten Rennherden. Die Folge war, daß das Eisen, das länger im Ofen blieb, sich höher kohlte, schmolz und als flüssiges Roheisen mit der Schlacke aus dem Ofen lief. Anfänglich erschien dies als ein Nachteil, weil man das geflossene harte, nicht schmiedbare Eisen als ein verdorbenes Produkt, einen schlechten Lech ansah, der in Steyermark deshalb graglach hieß. Bald aber lernte man zwei Vorzüge an diesem ,,Rauheisen" schätzen. Erstens den, daß, wenn dasselbe zum zweitenmal ähnlich wie der Eisenstein vor dem Wind im Ofen geschmolzen wurde, es ein besseres, gleichmäßigeres Schmiedeeisen ergab, als das aus den Erzen direkt geschmolzene. Man nannte es ,,zwiegeschmolzenes Eisen" und das Verfahren das ,,Frischen“.

§ 24. Der zweite Vorzug bestand darin, daß sich das flüssige Eisen in Formen gießen ließ, und damit war eine neue Technik, die Eisengießerei, erfunden. Dies vollzog sich in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. 1402 goß man bereits Kanonenkugeln und kleine Geschütze (Böller). Damit war die Grundlage der modernen Eisenindustrie gegeben. Noch heute beruht die Herstellung von Schmiedeeisen und Stahl auf dem indirekten Verfahren, dem Frischen

des Roheisens, und die Eisengießerei hat sich zu einem wichtigen Zweig der Eisenindustrie entwickelt.

Von jeher haben die Deutschen das Eisen von allen Metallen am höchsten geschätzt und viele wichtige Erfindungen, aus denen der Riesenbau der modernen Eisenindustrie entstanden ist, sind in Deutschland gemacht worden.

L. Beck Gesch. des Eisens I (1891). Ders. Beiträge in den Annalen d. V. Nassau. Altertumskunde XIV 317. XV 124. XXXVII 228. Festschrift d. Römisch-German. Museums 1902. Undset Das Eisen in Nord-Europa, deutsch v. I. Mestorf 1882. Chr. Horstmann Studien 3. vorgeschichtl. Archäologie 1890. A. Quiquerez Notices sur les forges primitives dans le Jura Bernois 1871. S. Bleekrode De Jizerslakken in Nederland en de Fiserbereding in vroegeren Tijd. Alfons Müllner Gesch. des Eisens in Inner-Österreich, Wien 1909.

L. Beck.

Eisen 2. § I. Technische Bezeichnung der Münzeisen oder Stempel, deren man sich zur Herstellung des Münzgepräges bedient. Die Eisen, welche das Prägebild vertieft und in umgekehrter Richtung enthalten, bestehen gewöhnlich aus dem festen Unterstempel, dem ,,Stock", der als Ambos dient und aus dem beweglichen Oberstempel, schlechtweg das Eisen genannt. ,,Der eisengraber sol die eisen ornlich graben und sol auch der punzn und der gegraben eisen vleißiglich huten", Eid des Eisengräbers in der Wiener Münze um 1437. (Wiens Rechte u. Freiheiten II72.) Sollten Münzen nur mit Hilfe eines Münzstempels hergestellt werden, was im MA. öfter vorkam, so konnte der Stock durch den glatten Ambos ersetzt werden. Bei Brakteaten (s. d.) diente diesem Zweck eine entsprechende Unterlage von Wildleder oder es wurde das Gepräge im Unterstempel angebracht und statt des Oberstempels ein zugerichtetes Holz aufgesetzt.

§ 2. In abgeleiteter Bedeutung bezeichnet Eisen auch das Gebiet, in welchen die durch Stempel einer bestimmten Münz. stätte hergestellten Münzen von Rechts wegen Umlauf haben sollen, also den Münzbezirk. So gab es zB. im 14. Jh. in der Mark Brandenburg mindestens drei solche Münzbezirke munzyser genannt.

Bahrfeld Münzwesen d. Mark Brandenburg I 15. v. Luschin Münzk. 70 ff., 237 ff. A. Luschin v. Ebengreuth.

Eisenzeit. § 1. Zur näheren Bestimmung dieses Begriffs gehört die Beziehung auf eine vorausgegangene Bronzezeit (oder Steinzeit), von der sich die E. durch den Gebrauch des neuen Metalles unterscheidet. Man hat den Namen daher möglichst auf die ältesten Zeiten der Benutzung des Eisens in bestimmten Ländergebieten zu beschränken, für Europa auf die letzten vorgeschichtlichen Zeiträume. Aber auch hier sind die Daten des Beginns und des Endes der vorgeschichtlichen E. in den einzelnen Länderräumen sehr ungleiche. Die Daten des Beginnes liegen näher beisammen (in Südeuropa etwa um 1200, in Mitteleuropa um 900, in Nordeuropa um 500 v. Chr.), als die des Endes; denn die vorgeschichtliche E. umfaßt in Südeuropa nur die letzten Jahrhunderte des 2. und die ersten des 1. Jahrtausends v. Chr., in Nordeuropa reicht sie bis um 1000 n. Chr. Das Eisen spielte in der Technik des Altertums (und des Mittelalters) nicht entfernt die gleiche hohe Rolle, wie in jener der Neuzeit, weshalb im Orient und in Griechenland verhältnismäßig hohe Kulturstufen ohne Kenntnis oder wenigstens ohne ausgiebige Benutzung dieses Metalles erreicht wurden.

§ 2. Die Frage nach dem allerersten Auftreten einzelner Eisensachen in den verschiedenen Ländern ist ziemlich belanglos (Funde aus dem alten und dem mittleren Reich Ägyptens, aus der Bronzezeit Norddeutschlands um 1000, Skandinaviens um 1200 v. Chr.); nur der Anbruch einer wirklichen E., wenn auch zunächst meist nur einer Übergangsperiode von der reinen Bronzezeit zu einem Zeitalter stärkerer Eisenbenutzung kommt als kulturgeschichtliche Epoche in Betracht. Diesen Anbruch kann man für den nahen Orient um 1500, für Griechenland um 1300, Etrurien um 1100, Oberitalien um 1000, Mitteleuropa um 900, Nordeuropa um 500 ansetzen.

§ 3. In Griechenland umfaßt die vorgeschichtliche E. hauptsächlich das sog. ,,griech. Mittelalter", d. h. die Kampfund Wanderzeit der späteren geschicht

lichen Griechenstämme, zugleich die Zeit der Entstehung der homerischen Sagen und Lieder (etwa 1200-800). Stilgeschichtlich ist dies der Ausgang der mykenischen Periode und die erste Zeit der geometrischen Stilarten. Die Übernahme der phönikischen Buchstabenschrift kennzeichnet den Beginn der geschichtlichen E. in Griechenland. In Mittelitalien zerfällt die vorgeschichtliche E. in zwei protoetruskische (1100-900) und die beiden ersten etruskischen Perioden (900-700) unter steigendem Einfluß zuerst des griech. Handels, dann der griech. Kolonisation. Oberitalien schließt sich teils an Mittelitalien, teils an Mitteleuropa an. Das letztere hat zwei vorgeschichtliche E.en bis um Christi Geburt: die Hallstattzeit (s. d.), etwa 900—450, und die La Tène - Zeit (s. d.). Nordeuropa erhält aus Mitteleuropa zuerst, etwa 800-600, hallstättische Stilformen, aber noch kein Eisen, dann, etwa 600—400, auch das letztere und hierauf die La TèneKulturformen, welche die Grundlage einer langen Entwicklung der jüngsten vorgeschichtlichen Kultur des N. bilden. Die skand. Prähistoriker unterscheiden 1. eine vorröm. E. von 500 bis um Chr. Geb., 2. eine röm. E. von da bis um 400 n. Chr., 3. die Zeit der Völkerwanderung, etwa 400-800 und 4. eine Übergangszeit vom Heidentum zum Christentum, etwa 800-1050. Dies alles nennen die nord. Archäologen noch E., während sie die Hallstattperiode und verwandte Erscheinungen in Italien, wenigstens früher, noch gern zur Bronzezeit rechneten. In der Tat ist erst die La Tène-Periode im vollsten . Sinne des Wortes eine E. Mitteleuropas.

S. Montelius Korr.- Bl. deutsch. anthr. Ges. 1900, 142 ff. L. Beck Gesch. d. Eisens 2 Braunschw. 1891. M. Hoernes.

Ekkehard (IV.) von S. Gallen, Mönch, c. 980-1060, Schüler Notkers des Deutschen († 1022), schrieb außer lateinischen Versen und einer Überarbeitung von Ekkehards I. Waltharius den wertvollsten Teil der S. Galler Klosterchronik, der Casus S. Galli, von 891-971. Den Hauptanlaß dazu gab ihm der tiefempfundene Gegensatz zwischen dem bisherigen heiteren und gelehrten, fast humanistischen Mönchtum,

wie es mit seiner Schätzung individuellen Lebens germanischer Art entsprach, und dem asketischen, reglementierenden und uniformierenden Wesen, wie es zu seiner Zeit aus dem romanischen Lothringen übermächtig gegen Deutschland vordrang. Aus dieser Stimmung heraus hat er, fast allein gestützt auf mündliche Überlieferung, ein glänzendes Bild der alten Zeit entworfen, der Schicksale S. Gallens in Ungarn not und Friedenszeiten, des literarischen Schaffens von Lehrern und Schülern in dieser zweiten ottonischen Glanzzeit des Klosters, als Ekkehard II. mit der Herzogin Hadwig von Schwaben die Schriften der Alten studierte. Es ist Wahrheit und Dichtung, mit seltenem Erzählertalent vorgetragen, voll guter Laune und Freude an den Einzelheiten des individuellen Lebens, im höheren Sinne durchaus wahr, ein unübertroffenes Spiegelbild frühmittelalterlichen Klosterlebens, das Scheffel zu seinem historischen Roman Ekkehard angeregt hat.

Casus S. Galli MG. II, 74 ff.; besser hrsg. v. Meyer v. Knonau, S. Galler Mitteil. z. vaterl. Gesch. 15, 16 (1877). — Übersetzung: Geschichtschreib. d. d. Vorzeit 38, 1891. Dümmler ZfdA. 14, I ff. Wattenbach, DGQ. 17, 441 ff. K. Hampe.

Elch oder Elen, Elentier (Cervus alces L.). § I. Der altgerman. Name des Elchs tritt in mehrfacher Gestalt auf. a) Die westgerman. Sprachen haben eine Form mit Wurzelvokal e, die teils als a-, teils als an-Stamm erscheint; einerseits ags. eolh, elh m.; ahd. elah, mhd. nhd. elch m.; anderseits ags. elha und eola (aus *eolha) swm.; and. elaho und elo (aus *elho) swm. (Gallée Vorstud. 53); ahd. elaho, mhd. elhe swm. Eolh, elh ist die gewöhnliche angelsächsische, elaho die vorherrschende althochdeutsche, elo die normale altniederdeutsche Form. b) Zu diesen westgerm. Namensformen, die auf *elhaz bzw. "elhan- zurückgehen, steht der nord german. Name *algiz im Verhältnis des Ablauts und grammatischen Wechsels: anord. elgr m., schwed. elg.

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norw.

c) Den gleichen Vokal wie die nordgerm. Form zeigen die germ. Lehnwörter achlis (für *alchis) bei Plinius NHist. 8, 39, alces plur. bei Caesar BG. 6, 27 und x

bei Pausanias 5, 12; 9, 21, die auf urgerm. *alhiz zurückführen (R. Much ZfdA. 39, 26 u. Engl. Stud. 30, 136).

§ 2. Mit urgerm. *alhiz, *alziz aus idg. *olkis urverwandt ist russ. losi Elch' (aus *olsi). Auch aind. ŕsyas ‘Antilopenbock' wird gewöhnlich mit dem germ.-slaw. Namen verbunden.

Idg. elk-, olk-, lk- 'Elch' stellt wohl eine k-Ableitung aus einer primitiven Wurzel el-, ol- dar; neben ihr steht eine häufigere n-Ableitung elen-, eln-, olnmit der Bedeutung 'Hirsch', die in den meisten idg. Sprachen wiederkehrt: lit. élnis neben alnis 'Hirsch', lett. alnis 'Elentier', apreuß. alne 'Tier' (dh. ‘Hirschkuh'); abulg. jeleni, bulg. (1)elén, serbokroat. jèlen, slow. jélen, czech. jelen, poln. jeleń, russ. oléni, klruss. óleń 'Hirsch'; gr. hapos (aus *eln-bhos) 'Hirsch', (aus vós) junger Hirsch'; armen. eln 'Hirschkuh'; kymr. elain 'Hirschkuh'.

§ 3. Reste des Elchs sind in den Schweizer Pfahlbauten reichlich gefunden worden. Caesar, der das Tier in den Wäldern Germaniens kennen lernte, gibt uns eine ausführliche Beschreibung von ihm (BG. 6, 27). Auch im Mittelalter war der Elch in Deutschland noch weit verbreitet, worauf außer literarischen Zeugnissen Ortsnamen wie Elichpach, Elhpachesoua, Elchenbach, Elehenwang hinweisen. In Hedas Histor. zu den Jahren 943 und 1006 wird sein Vorkommen in den holländischen Provinzen Utrecht und Drenthe bezeugt (,,bestias insuper, quae Teutonica lingua elo aut schelo appellantur“; ,,insuper et bestias, quae Teutonice elo et schelo appellantur"; Gallée Vorstud. 53). An beiden Stellen spielt der Elch als Jagdtier eine Rolle; als solches wird er auch im Nibelungenlied 880, 1 erwähnt. Erst in der Neuzeit wurde er seltener, um im 18. Jahrh. als Wild ganz auszusterben. Heute finden sich nur noch in den Forsten Ostpreußens einige Hunderte von Exemplaren unter starker Schonung.

§ 4. In England scheint der Elch. schon im Mittelalter ausgestorben zu sein. Ein mittelengl. Name des Tiers kommt nicht vor; ne. elk, das 1486 zuerst belegt ist (NED.), ist eine Entlehnung aus norweg. elg.

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