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steigen bei den sechs seitlichen gegen den | bogige Fenster. Die Säulen sind aus RaMittelraum zu an. Im Osten war einst eine rechteckige Apsis, an deren Stelle heute ein gotischer Chor steht. Westlich eine Vorhalle, nach außen in einer segmentförmigen Nische sich öffnend, zwischen zwei runden Treppentürmen, die zur Empore führen. Die äußere Architektur ist ganz einfach; nur am Tambour der Kuppel

venna geholt, wie auch der einstige Marmorschmuck des Bodens und der Wände. Die Kuppel (und Gewölbe?) zeigten einst reiche Mosaiken, deren letztes im 18. Jahrh. zerstört wurde. Vor der Säulenstellung der Empore stehen acht bronzene durchbrochene Gitter, die vielleicht vom Theoderichdenkmal zu Ravenna stammen, da

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Stufen steht noch auf der Empore über dem Eingang, der Apsis gegenüber (s. Kaiserstuhl).

Vor der Kapelle erstreckte sich einst ein Vorhof (Atrium) mit Bögen nach dem westlichen Eingangstore.

Dehio u. v. Bezold D. kirchl. Baukunst des Abendlandes I 152 ff. Strzygowski Der Dom zu Aachen u. seine Entstellung. Leipzig 1904. Faymonville Der Dom zu Aachen. Aachen 1909. A. Haupt Älteste Baukunst 244. J. Buchkremer Das Atrium d. karoling. Pfalzkapelle z. Aachen, Ztschr. d. Aachener Gesch.-Ver. 20, 247 ff. A. Haupt.

Aal. (Anguilla fluviatilis.) § 1. Gräten des Aals finden sich schon in den dänischen Kjökkenmöddinger in Menge, und Sophus Müller (Nord. Altsk. I 148) möchte gewisse lange Beinspitzen aus der jüngeren Steinzeit, die an der einen Seite fein gezähnt sind, als Aalgabeln auffassen, die zur Fischerei verwandt wurden. Daß auch die Indogermanen den Aal kannten und aßen, kann bei der Beliebtheit, deren er sich bei den europ. Völkern in historischer Zeit von alters her erfreute, kaum zweifelhaft sein. Wenn auch das Vorhandensein eines uridg. Namens umstritten ist, so bestehen doch in allen europ.-idg. Sprachen Namen für den Aal, die zum Teil sehr alt sind. Sie zeigen uns, daß die Indogermanen den A. nicht zu den Fischen zählten, sondern als Schlange auffaßten, vgl. lat. anguilla zu anguis; gr. exeλus wohl eine Kreuzung aus anguis und 'Schlange'; mir. esc-ung 'Aal' = 'Sumpfschlange' (-ung zu lat. anguis); preuß. angurgis, lit. ungurys, russ. ug(o)ri 'Aal' zu der gleichen Sippe (Walde EWb.). Noch Homer (Il. 21, 203) spricht von ἐγχέλυές τε καὶ ἰχθύες.

§ 2. Die germ. Völker haben für den A. einen gemeinsamen alten Namen, dessen weitere Verwandtschaftsverhältnisse zweifelhaft sind: ahd. mhd. āl, nhd. aal; mnd. āl, gl, nnd. ĝl; mndl. ael, nndl. aal; afries. *il, satl. l, nordfries. el, nwfries. ial; ae. al, el, me. ne. eel; anord. all, schwed. dl, dän. aal; Grdf. "élaz. Der Aal ist in den *ēlaz. germ. Ländern überall verbreitet, namentlich in Norddeutschland und Holland. In England waren Lachs und Aal nach

Beda (HEccl. I, 1) früher ganz besonders häufig, worauf auch Ortsnamen wie Ely, ae. El-ig, El-æg 'Aalau' hinweisen. Von seiner Beliebtheit bei den Angelsachsen zeugt sein mehrfaches Auftreten in Abgaben sowie die Notiz Bedas (4, 13), die Leute von Sussex hätten sich nur auf den Aalfang verlegt, im übrigen von Fischfang nichts verstanden (piscandi peritia genti nulla nisi ad anguilas tantum inerat).

Oder b. Pauly-Wissowa. Schrade Reallex. J. J. Köhler Altengl. Fischnamen (AF. 21) 13 ff. Walde EWb. sv. anguis. Hirt Indogm. 186. 619. Schrader Sprachvgl. น. Urgesch. 3 I 162. II 146 ff. Boisacq DEt. sv. ἔγχελυς.

Hoops.

Abalus. Nach Plinius NH. 37,35 hieß die der Küste der Gutones vorgelagerte Bernsteininsel bei Pytheas Abalus, bei Timaeus Basilia. Den Widerspruch dieser Mitteilung mit NH. 4,95, wonach Pytheas sie Basilia nenne, sucht Müllenhoff DA. 1,473 ff, durch eine Conjektur eandem Pytheas (Abalum, Timaeus) Basiliam nominat zu beseitigen. Bei Xenophon von Lampsacus fand sich nach Plinius NH. 4,95 die Namenform Balcia, wofür bei Solin. 19, 6 Abalcia gelesen wird. Weder über diese Namen, noch über die Lage der Insel ist Bestimmtes zu ermitteln. S. über die Frage bes. Müllenhoff aaO. Kos sinna sucht Abalus, Abalcia, Balcia mit Basilia durch Annahme von zugrund liegendem νῆσος Σάβαλος, Σαβιλεια zu vermitteln, bei dem einerseits das doppelte Σ vereinfacht, anderseits die Silbenanlaute

vertauscht worden seien. Andere Vermutungen bei Detlefsen Die Entdeckung des germ. Nordens 12 f. R. Much.

Abend. § 1. Zur Bezeichnung des A.s kennen die germ. Sprachen eine Reihe von Benennungen, die den übrigen idg. Idiomen. sämtlich fremd sind. Allein steht das Got. mit seinem andanahti n., eigentl. 'Vornacht, die Zeit gegen die Nacht hin' und sagqs m., eigentl. 'Sonnenuntergang, das Sinken der Sonne', zu sigqan 'sinken'. Dem Nord. und Westgerm. sind zwei Namenreihen gemein: einerseits ahd. āband, as. aband m., afries. ewend, ae. @fen m., @fnung f. und æftentid, anord. aptann m., verschiedene Bildungen von derselben altertümlichen

Im MA. wird auch der ganze Tag vor einem Fest vielfach als der 'Abend' des Festes bezeichnet; daher nhd. Sonnabend.

Wurzel; anderseits anord. kweld n. § 5.
'Abend', ae. cwyl(d)tīd,
ae. cwyl(d)tid, cwyl(d)seten f.
'conticinium, Abendzeit', dazu ahd. chwilti-
werch 'Abendarbeit' (Graff Ahd. Sprachsch.
4, 654), nach Falk u. Torp (NDEWb. u.
Fick4 3, 62) sicher identisch mit ae. cwyld,
cwild m. f. n. 'Vernichtung, Plage, Tod', zu
ae. cwelan 'sterben', cwellan töten', ahd.
queljan, anord. kvelja 'quälen', also Grund-
bed. 'Tod des Tages'. Im Altnordischen
ist kveld das gewöhnliche, volkstümliche,
prosaische Wort, aptann ist poetisch, also
wohl das altertümlichere. Die Stelle
Sn. Edda 35 einn aptan at kveldi zeigt zu-
gleich, daß die Bedeutung der beiden
Wörter sich nicht vollkommen deckte:
aptann war der Nachmittag von 3 Uhr
bis zum Tagesende (daher miðr-aptann
'Mittabend' 6 Uhr), kveld die Zeit der
Abenddämmerung. Doch werden sie in

=

der Regel synonym gebraucht.

§ 2. Die altgerman. Zeitrechnung, die nach Nächten zählte, ließ ursprünglich den Tag mit dem Abend beginnen, zog also Abend und Nacht zum folgenden Tage; daher ae. Frigdag 'Freitag', aber Frige@fen 'Donnerstag abend'; Sunnandæg 'Sonntag', aber Sunnan@fen 'der Vorabend des Sonntag, Samstag abend', Sunnanniht 'die Nacht von Samstag auf Sonntag'; ebenso ahd. Sunnuntag 'Sonntag', aber Sunnūnāband 'vesper sabbati'.

§ 3. Die alte Rechnungsweise ging allmählich verloren, und ae. @fentid bezeichnete im 9. Jh. auch den Abend desselben Tages, so Werferth Dial. Gregors c. 10 (ed. Hecht S. 83, 15 u. 22) me afeoll seo æfentid pas dæges . . .; ac pa hwæpre oðrum dæge usw.; vgl. auch ebd. S. 75, 2 pa se dæg afnode.

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Hoops.

Abendmahlsbrot hatte schon seit dem 4. Jahrh. eine bestimmte runde Gestalt. Seit dem 8.-9. Jahrh. wird im Abendlande die Verwendung nur ungesäuerten Weizenbrotes üblich: ahd. obelāta, obelāti, mhd. oblat und hostia, hostie. Das lat. oblata auch mit Fladen in Verbindung gebracht: oblata oveflade l. hostien Diefenb. Gl. 387 b. Das zum Opfer dargebrachte Brot (Eulogia), von dem die Hostie genommen wurde, verteilte man am Schluß der Messe unter die Anwesenden. Von diesen Eulogien pflegte man vor Tisch. ein Stück zu genießen, um seiner christlichen Demut Ausdruck zu geben und den Segen des Herrn zu erbitten. Dadurch wurde wohl die Sitte, ein Tischgebet zu sprechen, in Laienkreisen vorbereitet. In den häufig abgebildeten runden Broten, denen die Figur des Kreuzes eingedrückt ist, dürfen wir die älteste feste Form des Abendmahlsbrotes erblicken. Später durften in manchen Kirchen nur die Diakonen oder Subdiakonen die Hostien bereiten. Im Bauplan des Klosters St. Gallen ist ein eigener Raum zum Backen des heil. Brotes und zum Auspressen des heil. Öles vorgesehen.

Fuhse.

Aberglaube. § I. Das Wort 'Aberglaube' begegnet erst seit dem Ausgange des 15. Jahrhs. und bezeichnet in der christlichen Kirche den vom kirchlichen Dogma abweichenden Glauben. In allen germanischen Sprachen (nd. overgeloof, skand. overtro, isländ. hjātrī) ist das entsprechende Wort jungen Ursprungs; ältere Quellen nennen diesen Glauben ungeloube. Eine Bezeichnung für den von der herrschenden Religion abweichenden Glauben aus heidnischer Zeit besitzen wir nicht.

§ 2. Unter,,Aberglaube versteht man jede allgemeine Annahme, die entweder keine Berechtigung in einer bestimmten Religion (sagen wir in einem bestimmten Dogma') hat oder in Widerstreit steht mit der wissenschaftlichen Auffassung einer

bestimmten Zeit von der Natur" (Lehmann). | glauben, wie den orientalischen Dämonen

Er geht zum großen Teil zurück auf den Glauben eines Volkes an die übernatürlichen Kräfte in seiner Kindheit, ist daher Überrest eines früheren Gesellschaftsglaubens, einer Religion. Wie aber diese Kräfte sowie gewisse Ereignisse, die diesen Glauben erzeugt haben, im Menschenleben nie aufhören, so führen sie auch bei kindlichen Gemütern ihm ununterbrochen neue Nahrung zu, die nicht selten durch Berührung mit andern Völkern und Menschen und unter deren Einflusse vermehrt wird. So ist der A. nichts Totes, Absterbendes, sondern gebiert sich immer von neuem. Das Volk, d. h. die durch die assoziative Denkform beherrschte Menge, pflegt den A. fort, und deshalb gebührt der Sache richtiger die Bezeichnung 'Volksglaube'.

§ 3. Zur Zeit des Heidentums ist es niemand eingefallen, den A. zu bekämpfen, sofern er nicht, wie z. B. der Bosheitszauber, in das soziale Leben der Volksgemeinde schädigend eingriff. Erst das Christentum, das der stetigen Entwicklung der Volksreligion schroff entgegentrat, nahm den Kampf auf wie gegen die herrschende Gesellschaftsreligion so auch gegen den in dieser noch lebenden Volksglauben. Und nun erst begegnen die verschiedensten Schichten des heidnischgermanischen Glaubens als Unglaube und später in der nach christlicher Auffassung verwerflichen Bedeutung des Wortes 'Aberglaube'.

§ 4. Gleichwohl ist es der Kirche nicht gelungen, diesen Glauben des Volkes auszurotten. Sie hat sich vielmehr genötigt gesehen, einen großen Teil desselben unter ihre Fittiche zu nehmen, um ihn entweder in christliches Gewand zu hüllen, wie es Papst Gregor der Große in dem Brief an den britischen Abt Mellitus vorschrieb (Beda, Hist. eccles. I 30), oder geradezu als Privilegium für sich in Anspruch zu nehmen. So wurde viel alter Volksglaube dogmatischer Glaube (vgl. Rabaud, Altheidnische Wurzeln im kathol. Kultus. 1906), und die Kirche ist nicht nur zur Hüterin altgermanischen A.s geworden, sondern hat auch durch die Mystik der Kirchenväter neuen Aber

und Teufelsglauben, dem Volke gebracht. Dieser hat das ganze Mittelalter bei allen germanischen Völkern geherrscht. Auch die Reformatoren haben nur einen Teil dieses A.s bekämpft (Marien-, Heiligenkult u. a.), anderes haben auch sie gelten lassen (Teufels-, Hexenwahn). Dagegen ging der Humanismus und später die Aufklärungsliteratur dem A. energisch zu Leibe. Gleichwohl lebt bis heute noch viel Aberglaube im Volke und unter den Gebildeten fort, und wie in altgermanischer Zeit kann man die Beobachtung machen, daß Staat und Gesellschaft wohl den ihre Mitglieder schädigenden A. bekämpfen, seine harmlosen Äußerungen aber bestehen lassen, ja die poetischen Gestalten desselben, wie sie in Märchen und Sagen zum Ausdruck kommen, sogar vielfach pflegen.

Allein

§ 5. Im engsten innern Zusammenhang mit dem A. steht der Zauber (s. d.), so daß beide oft gar nicht voneinander getrennt werden können. Der Zauber ist der in Handlung umgesetzte Aberglaube, soweit er in der Annahme von der Zauberkraft der Dinge beruht. der Mensch hat nicht nur die Überzeugung, daß den Dingen Zauberkraft innewohne, sondern er hat auch den Glauben an den Zauberer, d. h. an Personen, die die magische Kraft der Dinge beeinflussen und sie zum Vorteil oder Nachteil ihrer Mitmenschen verwerten können. Beide gemeinsam, A. und Zauber, bilden somit die unterste Schicht religiöser Äußerung, jener in Vorstellung und Wort, dieser in der Handlung, nur ist jene viel umfassender als diese, wie auch in einer späteren Periode der Religionsgeschichte der Glaube an die anthropomorphischen Göttergestalten viel umfassender ist als ihr Kult. Im A. wurzelt auch die primitive Weissagung (s. d.); diese entspringt aus dem Glauben, daß gewisse Dinge oder Erscheinungen dem Menschen warnend oder aufmunternd entgegentreten und so sein eigenes Handeln beeinflussen können. Hierbei spielt besonders der Angang eine Rolle. In einer späteren Periode geistiger und religiöser Entwicklung schrieb man dann die Ankündigung der Zukunft den

Seelen der Verstorbenen und schließlich den anthropomorphischen Göttern zu, ließ aber auch dann noch den alten Angangglauben fortbestehen, und dieser hat sich bis in die Gegenwart erhalten.

§ 6. Psychologie des A. Der primitive Mensch, auf dessen Denkweise. aller A. beruht, kennt nur eine assoziative Denkform und analogisierende Denkweise. Er bringt die Dinge seiner Umgebung und die Erscheinungen in der Natur sowie die Ereignisse in ursächliches Verhältnis zu den Eindrücken, die sie auf sein Inneres, auf sein Gemüt machen, und von diesen Eindrücken aus gestaltet er sich dann durch seine kindliche Phantasie die Dinge oder bringt analoge Erscheinungen mit Ereignissen, die sich an seine oder seiner Mitmenschen Person knüpfen, in inneren Zusammenhang. Der Mensch beobachtet an der jedes Jahr sich verjüngenden Natur die schaffende Kraft des Erdbodens. Die Erde ist ihm die Mutter alles Lebens. Soll daher ein neugeborenes Kind Lebenskraft erhalten, so wird es auf die Erde gelegt (vgl. Mutter Erde). In dieser Überzeugung wurzelt auch der A., daß Kinder aus Gewässern und Bäumen, die in das Innere der Erde führen, kommen oder Tote dorthin gehen. Auf der anderen Seite hat man Vorgänge aus dem menschlichen Leben, aus eigener Erfahrung auf die Außenwelt übertragen. Die Veranlassung zu neuem Leben gibt das männliche Glied. Damit die mütterliche Erde auf gleiche Weise befruchtet werde wie das Weib, hat man die sogenannten 'Heiligen Steine' errichtet, Nachbildungen männlicher Glieder, die man besonders zahlreich in Skandinavien gefunden hat (vgl. Phallischer Kult). Man hat ferner die sprossende Kraft der Sträucher im Frühjahr erkannt. Durch Berührung, nahm man an, geht diese auch auf andere Dinge über. So pflegte man im Frühjahre die Äcker, das junge Vieh beim Austrieb, heiratsfähige Mädchen und junge Frauen mit dieser Lebensrute zu schlagen, um sie dadurch fruchtbar zu machen, was man auch vielfach am Hochzeitstage an der Braut vornahm. In engem Zusammenhange hiermit steht. das Aufpflanzen des Maibaumes, was ebenfalls besonders bei heiratsfähigen Mädchen.

und bei Brautleuten geschieht. Auf gleiche Weise hatte man den Keim jungen Lebens auch beim Ei beobachtet, weshalb auch dies beim Fruchtbarkeitszauber in Sitte und Brauch eine so wichtige Rolle spielt.

Zur Psychologie primitiver Menschen gehört weiter, daß man Glieder eines Menschen, Gegenstände, mit denen er in leiblicher Verbindung steht, namentlich seine Kleider, sein Bild, seinen Namen, mit dem Individuum gleichstellt und glaubt, daß ihm das geschehe, was man mit diesen Dingen vornimmt. Wer einem gegen seinen Willen die Haare schneidet, nimmt dessen Kraft; der Daumen ungeborener Kinder, die noch unsichtbar sind, macht den unsichtbar, welcher ihn bei sich trägt (vgl. R. Köhler, (vgl. R. Köhler, Kl. Schr. 3, 279 ff.); durch Nachbildungen der Sonne, wie man sie auf den nordischen Hällristningar findet und wie sie noch bis in die Gegenwart in plastischer Form oft hergestellt werden, glaubt man der Sonne neue Kraft zuführen zu können; wenn man das Bild eines Abwesenden verletzt, so stirbt er oder wird krank an dem Gliede, dem auf dem Bilde die Verletzung zugefügt ist; seinen Namen darf man nicht nennen, wenn zu befürchten ist, daß dieser von einem Feinde zum Bosheitszauber benutzt werde. Nicht zu erreichende oder in den zu erzielenden Eigenschaften nicht nachzubildende Dinge vertritt häufig das Substitut. So namentlich beim Vegetationszauber das Feuer die Wärme der Sonne, das Wasser den Regen der Wolke. Vorgänge in der Natur wurden in Kausalverbindung mit Vorgängen im Menschenleben gebracht. Was wachsen, zunehmen sollte, begann man bei zunehmendem Monde, was vergehen sollte, namentlich Krankheiten, wurde bei abnehmendem kuriert. Gegenstände von Kranken gab man Toten mit ins Grab, damit die Krankheit zugleich mit der Verwesung des Leibes schwinde. Auch andere Kausalverbindungen zwischen Naturvorgängen und Dingen, besonders Tieren, nahm man an. Weil die Schwalbe und andere Zugvögel mit der schönen Jahreszeit kamen, hielt man diese Vögel für glückbringend und hütete sie sorgfältig. Eine hervorragende Rolle spielte in dieser primi

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