Page images
PDF
EPUB

30

aus dem Ausland erwähnt, wenn man fürchtete, daß ein Miẞjahr eintreffen würde. Doch ist dies hier gewiß selten gewesen; denn wir sehen, daß die Kornernte in Dänemark in der Regel so reichlich war, daß man Korn von dort nach Norwegen ausführen konnte.

§ 53. Wenn im Norden ein Miẞjahr (hallari) eintraf, schrieb man dies dem Zorn der Götter zu. Man versuchte deswegen diese durch Opfer zu versöhnen. Im ersten Jahr opferte man Rinder, und wenn dies nicht half, griff man zu Menschenopfern (mannblōt). War auch dieses ohne Erfolg, griff man als letztes Mittel zu dem Ausweg, den König selbst den zornigen Göttern zu opfern und deren Altäre mit seinem Blute zu beschmieren.

Das soll

nach den alten Sagen mehrmals nordischen Königen, deren Namen in den Sagas angeführt werden, passiert sein, teils weil man meinte, daß der König selbst schuld an dem Miẞjahr sein müßte, teils weil er als der oberste Mann im Lande das beste Opfer war, das man auftreiben konnte. Eine Bekräftigung dafür, daß ein Miẞjahr im Zorn der Götter seine Ursache hatte, glaubten die Heiden in Norwegen gefunden zu haben, als es sich traf, daß in Harald Graafelds und seiner Brüder Regierungszeit mehrere Jahre hintereinander Mißernten herrschten (961-965), wofür man den Königen die Schuld gab, weil sie, die das Christentum in England angenommen hatten, sich feindlich gegen die heidnische Götterverehrung stellten, während die ersten Regierungsjahre des Heiden Hakon Jarl ungewöhnlich gut waren. Und wieder gab es unter Olaf dem Heiligen im nördlichen Norwegen mehrere Jahre hintereinander (1020-1022) Mißwuchs, was man selbstverständlich seinen eifrigen Bestrebungen für die Einführung des Christentums zuschrieb.

§ 54. Über Island sagt Adam von Bremen: nullæ ibi fruges, woraus man, zumal da sich jetzt auf Island kein Getreidebau findet, beinahe schließen könnte, daß man auch in der Wikinger- und Sagazeit keinen Ackerbau dort getrieben hat. Aber das Verhältnis war in Wirklichkeit ganz anders, denn Getreidebau wird auf Island von Beginn der Besiedlung

(etwa 870) an und die ganze Sagazeit hindurch erwähnt, sowohl im 9., 10., II. und 12., wie im 13. und 14. Jahrh., ja bis herab zum Jahr 1600, obwohl er in den letzten Jahrhunderten sehr gering war. Das gleiche kann man aus verschiedenen Ausdrücken in den Gesetzen und aus einer Menge von Ortsnamen sehen (zB. Akrar, Akrey, Korngerði, Rūghólmi, Bygghōll, Vitazgjafi usw.). Man kann des weiteren sehen, daß der isländische Ackerbau sich nicht auf einzelne wenige Stellen beschränkte, sondern verhältnismäßig allgemein war, denn Getreidebau wird nicht allein an vielen verschiedenen Stellen des Süd- und Westlandes erwähnt, sondern auch im Nordland. In keiner von diesen Quellen erhalten wir indessen eine sichere Aufklärung darüber, wievielfachen Ertrag der Kornbau gegeben hat, oder ob die Arbeit und die Unkosten, die der Ackerbau mit sich führte, lohnend gewesen sind im Verhältnis zu anderem Nahrungserwerb. Es scheint den Nordleuten, die nach Island auswanderten, nicht eingefallen zu sein, die Frage aufzuwerfen, ob sich Island wirklich zum Ackerbau eignete. Sie setzten fingen sofort in ihrer neuen Heimat an, bloß ihre gewohnte Lebensweise fort und ihre Äcker zu pflügen, was ua. von dem einen der beiden ersten Landnahmsmänner, Hjörleifr Hröðmarsson, erzählt wird. Die Wahrscheinlichkeit spricht jedoch dafür, daß die Ernte meistens ziemlich unbedeutend war und die Saat oft fehlschlug, was auch dadurch bestätigt wird, daß von einzelnen besonders fruchtbaren Äckern gehoben wird, daß sie jedes Jahr reifes als etwas ganz Außerordentliches hervorKorn trugen.

§ 55.

Die Getreidearten, die in der altnordischen Literatur erwähnt werden, sind: Gerste (bygg, byggsäð), Weizen (hveiti, hveitikorn), Hirse (hirsi), Hafer (hafri, hagri) und Roggen (rigr, rūfr). Als gemeinsame Benennung für alle diese Getreidearten brauchte man Korn (korn) oder Saat (são, sedi, kornsæði), und die borstenlosen Kornarten nannte man mit gemeinsamem Namen hamalkyrni (Hoops Waldb. jedoch oft in alten Schriften als Bezeichu. Kulturpfl. 637 f.). Das Wort korn wird

nung für Gerste allein gebraucht, als das gewöhnlichste, wichtigste und wahrscheinlich auch älteste Saatkorn. Von Hülsenfrüchten werden des weiteren genannt Bohnen (baunir, Sg. baun) und Erbsen (ertr) sowie von Wurzelpflanzen Rüben (napur, Sg. nepa, in Schweden rova) und mehrere andere.

§ 56. Die beiden zuerstgenannten Getreidearten, Gerste und Weizen, werden sehr häufig erwähnt und sind sicher sehr verbreitet gewesen. Dagegen wird Hirse nur ein einziges Mal genannt, was darauf deuten könnte, daß diese Getreideart bereits damals seltener wurde, wenn sie überhaupt angepflanzt worden ist, denn der Name, der nur in einer Aufzählung der jüngeren Edda vorkommt, kann entweder Überlieferung einer älteren Zeit oder aus einer fremden Literatur eingedrungen sein. Ebenso wie Hirse jetzt so gut wie gar nicht im Norden gebaut wird, scheint man bereits in der Sagazeit ihren Anbau entweder ganz oder doch fast ganz aufgegeben zu haben, obwohl sie, wie archäologische Untersuchungen zeigen, in früheren Zeiten von der Mitte des jüngeren Steinzeitalters an angebaut worden ist (§ 46). Hafer wird unter diesem Namen in Norwegen zuerst im 14. Jh. erwähnt, denn ob der ein einziges Mal vorkommende Namen ginhafri 'Hafer' bedeuten soll oder etwas anderes, ist unsicher, und die Form hafra in der älteren Edda (Hārbarðsljōð 3) muß sicher als Acc. Plur. von hafr 'Bock' (von Thors Böcken) aufgefaßt werden und nicht von hafri. In Schweden wird der Hafer am Ende des 13. Jhs. und in Dänemark bereits um die Mitte des 12. Jhs. erwähnt. Daß er in der norweg.-isländ. Literatur früher unter dem fremden Namen korki (vgl. ir. coirce, corca) auftritt, scheint am ehesten darauf hinzudeuten, daß sein Anbau in Norwegen nicht sehr verbreitet gewesen ist. Übrigens scheint der Hafer selten als Brotkorn angewandt worden zu sein, vielmehr meistens als Pferdefutter, denn er wird in den schwedischen Gesetzen hestakorn genannt; und ebenso muß man gewiß den in norwegischen Quellen vorkommende Zuname hestakorn verstehen. Roggen wird in Norwegen bereits in den

ältesten Gesetzen erwähnt und ist am Ende des 13. Jhs. ziemlich allgemein gewesen, da er zu dieser Zeit als Normalbenennung für Gewicht gebraucht wird. Als Zeugnis seines hohen Alters in Norwegen können die Landschaftsnamen Rogaland und Rogheimr genannt werden, von deren erstem Glied man annimmt, daß es dieses Wort enthält. In Schweden scheint der Anbau des Roggens sehr verbreitet gewesen zu sein, denn er wird überall in den schwedischen Gesetzen genannt, obwohl er in einzelnen schwedischen Quellen als neuere Getreideart bezeichnet wird, was aber nur beweist, daß er in früherer Zeit nicht über das ganze Schweden ausgebreitet gewesen ist. Auch in den dänischen Gesetzen wird Roggen als allgemein erwähnt, und sein Anbau hier geht wahrscheinlich bis auf die ersten Jahrhunderte nach Christi Geburt zurück, obwohl man bei archäologischen Untersuchungen seine Spur nicht früher als zur Zeit der Völkerwanderung gefunden hat. Bohnen, Erbsen und Rüben werden in Norwegen zuerst im 13. Jh. erwähnt, und die beiden letzten sind sicher nicht sehr alt. Doch scheinen sie bereits in der heidnischen Zeit gebaut worden zu sein.

$ 57. In keiner der Quellen, die die eigentliche Sagazeit betreffen, finden sich irgendwelche Aufklärungen darüber, welche Getreidearten man auf Island anbaute. Überall, wo der isländische Getreidebau erwähnt wird, wird nur das Wort korn oder sæði gebraucht. Hiermit ist doch sicher, wie in Norwegen, meistens Gerste gemeint, obwohl das Wort auch andere Getreidearten bedeuten kann. Namen wie Byggarar und Bygghōll, von denen der letzte sich an zwei verschiedenen Stellen auf Island findet, enthalten sicherlich auch Erinnerungen an den Bau von Gerste. Nach einem Zeugnis des 14. Jhs. war auch Gerste die Getreideart, die damals ausschließlich gebaut wurde. Es heißt nämlich dort: Korn vex i făm stoðum sunnanlands, ok eigi nema bygg ('Korn wächst an einigen wenigen Stellen des Südlandes; aber nur Gerste'). Es kann jedoch für sicher gelten, daß man auch Roggen auf Island gebaut hat, denn er wird in einem Vers aus dem 11. Jh.

auf einem Gehöft erwähnt, auf dem man Korn baute. Dasselbe geht aus den Namen Rūghōlmi und Rüfeyjar hervor. Ob einige der zahlreichen isländischen Ortsnamen, die mit hafra zusammengesetzt sind (Hafranes, Hafragil, Hafrafell usw.), in Verbindung mit hafri 'Hafer' oder nur mit hafr 'Bock' stehen, läßt sich nicht ausmachen. Verschiedenes spricht dafür, daß man auch Strandhafer (melr, Elymus arenarius) angebaut hat, der sich jetzt wildwachsend an vielen Stellen Islands findet, und der in einer einzelnen Gegend mehrere Jahrhunderte hindurch tatsächlich als Brotkorn oder als Ersatz dafür benutzt worden ist. Nach einem Diplom von 1343 sollte von einem einzelnen Gehöft jährlich an das Kloster von Kirkjubær 120 Pfund Strandhafermehl (XII fjörðungar melmjols) geliefert werden.

§ 58. Von Pflanzen zum Spinnen werden in der alten Literatur häufig erwähnt Flachs (horr, lin) und Hanf (hampr), die sicher beide im Norden mehrere Jahrhunderte vor Beginn der historischen Zeit angebaut wurden, jedoch kaum in besonders großer Ausdehnung. Die Äcker sind wahrscheinlich ziemlich klein gewesen und die Ausbeute weit entfernt davon, den Bedarf des Volkes zu decken. Flachs wird denn auch als Einfuhrartikel in Norwegen im Anfang des 14. Jhs. genannt. Diejenigen, die diese Spinnpflanzen nicht hatten, haben wahrscheinlich die große Brennessel (netla Urtica dioica) als Spinnpflanze gebaut, denn diese wurde noch im 18. Jh. als solche an mehreren Stellen Norwegens gebraucht, und es wurde aus ihr grobes Leinen verfertigt. An dasselbe erinnert das dän. Wort Netteldug ('Nesseltuch'). Auch in Schottland wurde die Nessel früher allgemein als Spinnpflanze verwandt, und noch im Anfang des 19. Jhs. hatte man dort Tücher aus Nesselflachs. Der Name der Pflanze scheint auch in Verbindung zu stehen mit dem Wort Netz (anord. net). Für gröbere Sachen, zB. für verschiedene Arten Tauwerk, brauchte man auch den Bast der Linde und Ulme. Solche Bastseile (basttaug, bastlina) werden an vielen Stellen in den Sagas und den Gesetzen erwähnt. Das

anord. Wort lindi, das ein Band oder einen Riemen bedeutet und meistens von einem Gürtel gebraucht wird, muß auch in Verbindung mit dem Lindenbaum (lind) stehen und seinen Namen davon bekommen haben, daß der Gürtel ursprünglich aus Lindenbast verfertigt wurde (vgl. auch anord. lindhvitr).

$59. Einige isländische Ortsnamen (Horshlið, Horstaðir, Linakradalr, Linekrudalr) scheinen darauf zu deuten, daß man Flachs auch auf Island gebaut hat. Der Flachsbau ist jedoch sicher nicht in größerer Ausdehnung betrieben worden, sondern hat sich wahrscheinlich auf einige Versuche an einzelnen Stellen beschränkt. Allgemeiner ist vielleicht der Anbau von Nesselflachs oder der der großen Brennnessel gewesen, denn diese Pflanze scheint nach botanischen Untersuchungen ursprünglich nicht wildwachsend auf Island gewesen, sondern von den Nordleuten eingeführt worden zu sein, um als Spinngewächs gebaut zu werden. Man hat hier nämlich an mehreren Stellen,,scharf begrenzte Erdflächen, auf denen die Nessel üppig wuchs", gefunden, und man hat gemeint, man müßte dies als einen Rest früherer Kultur auffassen.

$60. Der Acker (akr, ekra, akrland, saðland) wurde gern in eine Anzahl Streifen (teigr) eingeteilt, getrennt durch einen Rain (akrrein). Er war in der Regel eingezäunt durch einen Zaun (garðr) und wurde so häufig Ackerhag (akrgerði, ekrugerði) genannt. Die alte Literatur klärt uns an vielen Stellen darüber auf, daß man Gewicht darauf legte, daß das Feld gut gedüngt wurde, und in den Gesetzen finden sich verschiedene Bestimmungen über das Düngen, die unter anderem bestimmte Vorschriften enthalten für einen Pächter, wie er sein Feld düngen solle. Doch kann man sehen, daß das Düngen oft unzureichend war, indem das Feld bei Dreifelderwirtschaft (§ 62) nur jedes 8., 10. oder 12. Jahr gedüngt wurde, aber etwas häufiger, wo jährliche Bestellung war (§ 62). Außer durch Düngen suchte man seine Ackererde aber auch dadurch zu verbessern, daß man Rasen auf ihn legte, der entweder aus dem zum Gehöft gehörenden unbebauten Land ausge

schnitten wurde oder aus einer weiter ab gelegenen Allmende. Für die Saat wurde. die Erde vorbereitet teils durch Aufgraben mit Spaten und Hacke (grafa voll, brjóta jørð til akra), teils durch Pflügen (erja, pløgja) und darauf durch Eggen geebnet.

Im

§ 61. Das Feld, das besät werden sollte, wurde einmal im Herbst und zweimal im Frühjahr gepflügt. Die Saatzeit (saðtid) begann im günstigsten Fall Ende April, im schlechtesten Fall dagegen in der letzten Hälfte des Mai, indem man sich hierfür nach der Wetterlage richten mußte. Den Roggen und zum Teil auch den Weizen säte man sowohl im Herbst wie im Frühjahr, und im ersten Fall scheint man Mitte August gesät zu haben. übrigen wird Winterweizen nur in einer lateinischen Quelle erwähnt (triticum hyemale), während Winterroggen (vetrrūgr) an mehreren Stellen genannt wird. Wenn man zum Säen auf seinen Acker ging, legte man die Saat in einen Korb (kornkippa), den man an einem Band hängend, das rund um den Hals ging, zu tragen pflegte, indem man mit dem einen Arm den Korb umfaßte und mit dem anderen das Korn ausstreute, je nachdem man über den Acker ging. Nach der Regel

der Hāvamāl, daß man draußen auf dem Felde sich niemals einen Schritt von seinen Waffen entfernen solle, indem man niemals wissen könne, wann man Gebrauch für sie habe, pflegte man in der Hand, mit der man nicht das Korn ausstreute, eine Waffe zu tragen.

§ 62. In der ältesten Zeit hat man sicher alles Land besät, das man bearbeitet hatte, soweit man hinlängliche Aussaat dafür hatte. Doch scheint man ziemlich früh einen Blick für den Vorteil bekommen zu haben, den Boden einige Zeit als Brache (tro) oder Gemeinweide (*fēlāð), auf der man das Vieh gehen und grasen ließ, ruhen zu lassen. Wann der Saat wechsel zuerst in Gebrauch gekommen ist, läßt sich nicht ausmachen, aber im 13. Jh. war er gewöhnlich, obwohl keineswegs überall durchgeführt. So wurden in Dänemark drei verschiedene Bestellungsarten angewendet. An einigen Stellen (namentlich in Jütland) hatte man eine Art Koppelbetrieb (dän. kobbel

Hoops, Reallexikon. I.

drift), durch den dasselbe Stück Land mehrere Jahre hintereinander besät wurde und dann einige Jahre ruhte, an anderen Stellen (zB. in Schonen und Seeland) wendete man hauptsächlich Drei. felderwirtschaft (dän. Trevangsbrug) an, bei der jedes Stück Land zwei Jahr hintereinander besät wurde, um das dritte Jahr brach zu liegen, und in noch anderen Gegenden wurde stetige Bestellung (dän. Alsæddrift) angewendet, bei der das Land immer unter Arbeit war. Bei der Dreifelderwirtschaft war die Saatfolge meistens die, daß man zuerst Gerste auf das Feld säte, das brach gelegen hatte, und darauf Wintersaat, meistens Roggen. Das besäte Stück Land nannte man in Dänemark Vang (anord. vangr).

§ 63. Das Mähen (akrskurðr, kornskuror, kornslätta) oder die Erntezeit (kornskurðartid, -timi) fiel in der Regel in die letzte Hälfte des August und den Anfang des September. Die Männer schnitten das Korn (skera akr, korn), während die Frauen nachfolgten und das geschnittene Getreide in Garben sammelten (kornbundin, bundin, nek), die darauf in kleinen Haufen (hraukr) gesammelt oder aufgeschichtet wurden (skryfa korn). • Ursprünglich sind diese Haufen sicher von verschiedener Größe gewesen, aber nach Einführung des Zehnten war es von Wichtigkeit, daß sie alle gleich groß waren, indem jeder Zehnte von ihnen der Kirche geliefert werden sollte. Auf Gotland sollte jeder Haufe aus 30 Garben bestehen, aber die Anzahl ist gewiß an verschiedenen Stellen verschieden gewesen, indem man bloß darauf Acht gab, die gleiche Anzahl Garben in jedem Haufen zu haben.

§ 64. Darauf wurden die Kornhaufen nach Hause gefahren und in große Scho ber (korngaror, kornvirki, kornamstr) oder Kornhelme (kornhjälmr, hygghjälmr) gebracht, ein Holzgerüst mit Dach darüber, aber an den Seiten offen. Mit Wintersanfang wurde das Getreide auf einer Tenne (laf) gedroschen (preskja). Da das Dreschen meist in der dunklen Jahreszeit vor sich ging, in der man nur wenige Stunden tagsüber draußen arbeiten konnte, mußte man bei Licht auf der Tenne arbeiten. Es wurde deshalb ein

3

Scheiterhaufen (lafaeldr) entzündet, mit dem man mit großer Vorsicht umgehen mußte, damit nicht Feuer in das leicht entzündliche Getreide auf allen Seiten fiel. Nach dem Dreschen wurde das Getreide in Kornscheunen (kornhlaða, bygghlaða, kornskāli, kornhūs) aufbewahrt. Sollte M a lz (malt) aus dem Korn bereitet werden (melta), so hatte man zu diesem Behuf zuweilen ein eigenes Gebäude (meltuhūs), aber meistens hat man sicherlich hierfür die Darre (kylna) benutzt, auf der das Korn vermittelst des sogen. Darrfeuers (kylnueldr) gedörrt wurde.

§ 65.

Von Ackergerätschaften werden verschiedene in der altnordischen Literatur genannt. Bei den Allerärmsten scheint man, statt das Land zu pflügen, es nur aufgegraben zu haben (§ 60) mit Hilfe eines Spatens (reka) und einer Hacke (gref, pall). Im übrigen hatten die meisten ein mehr oder minder vollkommenes Pfluggerät, mit dem sie den Boden pflügten. Erwähnt werden zwei Arten Pflüge, ein Hakenpflug (aror), sicher von ähnlicher Form wie der Pflug aus der Bronzezeit (§ 47), der ursprünglich nur mit einem Pflugeisen (ardrjärn) versehen war, zu dem später ein Langeisen oder Pflugmesser (ristill) gekommen war, welche beiden Eisen zusammen Pfluggang (arorgangr) genannt wurden. Der andere Pflug (plögr), der bereits im 10. Jh. erwähnt wird, ist gewiß eine neuere und vollkommenere Art, vielleicht ein Pflug mit Rädern gewesen. Bereits

in den ältesten Quellen werden auch Eggen (s. d.; anord. herfi, harfr) erwähnt, welche in frühester Zeit nur aus einem Zacken bestanden. Später wurden mehrere solcher in einen Schaft eingeflochten, der mit Zähnen versehen wurde, zuerst von Holz, sodann von Eisen. Noch später

bestand dann die Egge aus zwei hintereinander angebrachten Schäften. Wie oben (§ 48) erwähnt, hatte man die Egge bereits zu Beginn des Eisen alters.

§ 66. Als Zugtiere für den Pflug werden meistens Ochsen erwähnt (arðroxi), äußerst selten Pferde. Das Geschirr (eykreiði) bestand aus Seilen (selar, silar), Zugsträngen (skoklar), und einem Joch (ok) oder einem Bügel (bygill), der über den

Nacken des Zugtieres gelegt wurde, und an dem die Stränge befestigt wurden. Es wird ferner eine Hornspange erwähnt (hornspenzl, horntylla), die entweder ein Stück Holz oder etwas anderes gewesen sein muß, das man an den Hörnern der Ochsen festzubinden oder um dieselben zu spannen pflegte, wenn diese als Zugtiere gebraucht wurden.

§ 67. Um Dung aufs Feld zu schaffen, bediente man sich entweder eines Dungschlittens (myksleði), oder eines Dungkastens (klāfr), von denen einer auf jede Seite des Packsattels eines Pferdes gehängt wurde. Den Boden dieser Dungkasten konnte man öffnen, so daß der Dung aus ihm heraus aufs Feld fallen konnte, wo er mittels einer Mistgabel (mykikvisl, akrkvisl) ausgebreitet wurde. Um den übers Feld ausgebreiteten Mist noch besser zu zerstreuen und zu zerquetschen, brauchte man häufig ein Bündel von zusammengebundenen dürren Zweigen (slöði, slóðahris), das über die Felder geschleppt wurde (sløða). Bei der Saat bediente man sich eines Saatkorbes (kornkippa, kornskreppa), in dem man die Saat trug (§ 61) und bei der Kornernte einer Sense (akrjärn, kornskurðarjärn) oder einer Kornsichel (sigðr, sniðill). Mehrere Exemplare dieser, die man in alten Grabhügeln der vorhistorischen Zeit (§47. 48) gefunden hat, zeigen, daß diese Sensen ursprünglich nicht vollständig glatt gewesen sind, sondern ebenso, wie zuweilen bei den alten Griechen, mit kleinen Einschnitten oder Zähnen wie die einer Säge versehen waren. Beim Dreschen wurde das Korn mit einem Dreschstock oder Flegel (pūst, hālmpūst) ausgeschlagen.

P. v.

Hoops Waldb. u. Kulturpfl. 617—6381 (1905). Aarb. 1900, 203 f. Schübeler Viridarium Norvegicum. Idem Die Culturpfl. Norwegens. Hildebrand Sveriges Medeltid I. Møller Jordbrukets Hist. Danmarks Riges Hist. I. Maurer Island 16-18. Snorrason Tract. hist.-phys. de agricultura Islandorum. Armann alpingi 2, 66-126. Finsen Breve om Agerdyrkn. Muligh. paa Island. Timarit h. isl. Bökmentafél. 1885, 35 f. Búnaðarrit 1910, Valtýr Guðmundsson. Ackermaße, eine Unterart der Flächenmaße (§ 1), hängen zum Teil mit dem. ursprünglichen Landerwerb und der Abmarkung zusammen. Hierher gehört der

81-167.

« PreviousContinue »