Christentums und die nationale des Germanentums kamen sich entgegen. § 4. Dadurch ist aber der Prozeß der religiösen Assimilierung komplizierter geworden: die positiven Momente kreuzen sich mit negativen. Die germanischen Eroberer konnten so die Angelsachsen und Friesen- meinen, Herrschaft und Eigenart durch Festhalten an dem religiösen Erbe der Väter oder doch so die Goten durch eine andere Form der christlichen Religion stützen zu müssen. Andererseits konnte da, wo der Gedanke der Eroberung den der nationalen Absonderung verdrängte, wie bei Chlodwig, die Politik mit einem Schlage den Prozeß entscheiden, wobei der politische Charakter der alten Religion helfen mußte. Dazwischen stehen die Stämme ohne führende politische Bedeutung, ohne große entscheidende Entwicklungen: hier ist der Bekehrungsprozeß ein allmähliches Einströmen und Durchdringen, so in Süddeutschland. § 5. Am Ende des 7. Jhs. war es soweit, daß die neuen germanischen Kirchen die Bekehrung des Restes auf dem Kontinent selbst in die Hand nahmen, in enger Verbindung mit politischen Gedanken der Eroberung, was zur Folge hatte, daß, wo die Macht hinreichte, die Frage wieder wie zur Zeit Chlodwigs in einem Menschenalter entschieden war, so in Norddeutschland, da aber, wo sie unsicher wirkte, der politische Gegensatz auch die religiöse Beeinflussung hemmte, so bei den Dänen. § 6. Parallel mit der Christianisierung der Germanen verlief die Herausbildung der absoluten Monarchie in der abendländischen Kirche, ihre Romanisierung, und an einigen Stellen verwoben sich. beide Erscheinungen auf das innigste: die Überwindung der keltischen Sonderkirche entschied sich an der Gewinnung der Angelsachsen, die enge Verbindung Roms mit den ags. Missionaren auf dem Kontinent bedeutete im Endresultat die Romanisierung des Frankenreichs. Während die Bekehrung der Germanen in einer Zeit begann, da sich eine oberste Regierungsgewalt des Papstes im Abendland erst bildete und die erste Stufe der Christianisierung eine völlig romfreie, ja akatholische Kirchenreform zeigte, verschlang sie sich auf der letzten Stufe mit der Geschichte Gregors VII. und Urbans I. § 7. Diese Romanisierung bedeutete Nivellierung und Internationalisierung des geistigen Lebens, die sich doch nirgends rein durchsetzen ließ. Die Geschichte der Bekehrung ist auch die Geschichte der Kompromisse, der Germanisierung, der Nationalisierung. Bei den zuletzt, während des päpstlichen Universalismus, organisierten nordischen Kirchen ersetzte die Entfernung vom römischen Zentrum, was den andern von vornherein an Freiheit der Bewegung gestattet war. Nur so führte die Bekehrung zu einem Verwachsen der Religion mit dem Volksleben und führte doch allen neuen Volkseinheiten Europas eine gleichmäßige Kultur zu, die die Voraussetzung war für eine neue gemeinsame Geistesgeschichte. II. § 8. Die ostgermanische Gruppe der gotischen Völker im weiteren Sinne des Wortes fiel dem Christentum und zwar in der arianischen Form (s. Arianismus) zuerst zu, so daß das arianisch-gotische Christentum (lex gotica) als eine erste Stufe des german. Christentums bezeichnet werden kann, wenn auch der weitere Gang der Bekehrung keine geradlinige Fortentwicklung dieses Ansatzes ist. § 9. Und zwar sind die Westgoten, die, zur Zeit des Kaisers Valens in mehreren Stößen über die Donau gedrängt, sich schließlich ganz auf dem Boden der Balkanhalbinsel innerhalb der Grenzen des Reichs niederließen, die eigentlichen Träger geworden und geblieben. Voraussetzung dafür war, daß ihr Bekehrer und erster Bischof Ulfilas (s. d.) sie mit der Bibel in der Volkssprache ausrüstete. In den Jahrzehnten, die sie sich hier aufhielten, zuletzt in Illyricum (402 ff.) und Noricum. (408), muß der Anstoß zur Bekehrung der nahverwandten Ostgoten und Vandalen, die sich gleichfalls an die Donau herangezogen hatten, ausgegangen sein. § 10. Während die letzteren auf ihrer weiteren Wanderung nach Spanien und Afrika auch die Alanen, die sie mit sich verschmolzen, herüberzogen, wird von den an der Donau zurückgebliebenen Ostgoten die weitere Arianisierung der hier nach rückenden stammverwandten Völker ausgegangen sein, der Gepiden, Rugier und wohl auch jetzt schon (nicht erst 535) der Heruler, auf die sich des Arianers Odoaker Herrschaft in Italien besonders stützte. Als die Ostgoten dann selbst nach Italien rückten und dem Regiment Odoakers ein Ende bereiteten, ging ihr Bekenntnis auch auf die Langobarden über, die das verlassene Rugierland (Noricum) etwa 490 besetzt hatten. § II. Sind diese (nach L. Schmidt u. a.) mit Recht als ostgermanischer Stamm anzusprechen, so zeigt doch die Notiz des Eugippius über die Begegnung des h. Severin mit dem arianischen Alamannenkönig Gibuld (vita Severini c. 19), daß der Arianismus auch auf die Westgermanen übergegriffen hatte. Die auf Familienverbindungen sich stützende pangermanische Politik Theoderichs des Großen brachte dann das arianische Christentum auch an die thüringischen und fränkischen Königshöfe, so daß Chlodwig vor der Entscheidung stand, ob er den von dieser Seite ausgehenden Werbungen folgen oder sich versagen sollte. § 12. Um diese Zeit des Höhepunktes ost- und westgotischer Macht war nicht nur das Suevenvolk in Spanien, das bis dahin der Mehrheit nach noch heidnisch geblieben, der Minderheit nach katholisch geworden zu sein scheint, vorzüglich durch die Mission des westgotischen Bischofs Ajax dem arianischen Christentum zugefallen, sondern auch das andere dem Reiche Chlodwigs benachbarte Reich der Burgunder, damit das letzte der ostgermanischen Stämme. Ob dies vorher bereits (seit 413 bzw. 430) eine Zeitlang katholisch gewesen (Hauck u. a.) oder nicht vielmehr von seinen Sitzen am obern und mittlern Main in der Nachbarschaft der Vandalen und Ostgoten den Arianismus mitgebracht haben, ist strittig (siehe § 15). § 13. Jedenfalls gab es einen Moment, da es schien, als solle diese erste Stufe der Christianisierung die definitive Form abgeben, und auch, nachdem die Wendung durch Chlodwig herbeigeführt war, blieb die arianische Form noch lange eine Gefahr oder doch Hemmung für die römischkatholische, zuletzt noch von Italien aus, wo der Arianismus sich bis in die 2. Hälfte des 7. Jhs. hielt, wohl von Einfluß auch auf die benachbarten Baiern. Literatur s. bei Arianismus. Dazu etwa L. Schmidt Gesch. d. deutschen Stämme bis 2. Ausgang d. Völkerwanderung. 1905. Ders. Allg. Gesch. d. germ. Völker 1909 u. Gesch. d. Vandalen 1901. F. Dahn Könige der Germanen Bd. 1-62 1861 ff. C. Binding Gesch. des burgund.-roman. Königreichs 1868. H. v. Schubert Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern Sitz.-Ber. der Heidelb. Ak. d. Wiss. II 3 (1911), dazu auch Ders. Staat u. Kirche in d. arian. Reichen u. im Reiche Chlodwigs, 1912 (im Druck). III. § 14. Die Bekehrung der Westgerman en oder der deutschen Stämme, einschließlich der Angelsachsen, hat den Gang genommen, daß auf einen Anfang bei den kont nentalen Stämmen erst der Übertritt der nach England gewanderten folgte, ehe es zur Vollendung des Prozesses bei jenen kam und kommen konnte. I. Bekehrung der kontinentalen Stämme bis Willibrord. § 15. Einzelne Berührungen haben schon vor der Zeit Chlodwigs, seit das Christentum in die Nähe von Rhein und Donau gedrungen, stattgefunden; schon Bischof Irenaeus v. Lyon (adv. haer. I, 10) hat um 180 von ecclesiae, quae in Germania (scil. provincia) sunt fundatae, geredet; die Ornamente aus den Resten der ältesten, wohl vorkonstantinischen Kirche diesseits der Alpen, St. Peter auf der Zitadelle zu Metz, zeigen neben antiken auch ausgesprochen germanische Motive. Stärkere Beeinflussung der o ber- und niedergermanischen Provinz und deutlichere Zeugnisse dafür finden sich erst seit der Zeit der Staatskirche: Bischöfe von Trier und Köln sind 312/13 bezeugt. Aber so sehr auch die Bevölkerung der Städte, namentlich Triers, bis zur Eroberung durch die nachrückenden Germanenstämme, vor allem die Franken, Idem Christentum sich zugewendet haben mag, die Inschriften und alle anderen Anzeichen sprechen dafür, daß der germanische Bestandteil der Gemeinden sehr gering war. Und als die Reichskirche an Stoß- und Anziehungskraft gewann, unter Theodosius gegen Ende des 4. Jahrh., ging auch schon die Rheingrenze für die Römer verloren (406). einer Daß trotzdem um diese Zeit, 413, die am Westufer des Rheins zwischen Mainz und Speier wohnenden Burgunder so stark unter den Einfluß des katholischen Christentums geraten sein sollen, daß sie bereits 417 einem in Afrika schreibenden Schriftsteller als ein völlig christianisiertes, der klerikalen Erziehung sich willig beugendes gesittetes Volk bekannt sind (Orosius VII 32, 12 f.), muß demnach wundernehmen und sollte nicht als sichere Tatsache behandelt werden. Christlich-römische Inschriften aus dem 5. Jh. bietet Mainz in größerer Zahl; von einer ersten Katholisierung eines ganzen germanischen Stammes künden keine weiteren Zeugnisse, wenn man nicht die legendenhafte Geschichte bei dem Griechen. Sokrates, hist. ecl. VII 30, offenbar eine Soldatenerzählung, die von dem Übertritt eines rechtsrheinischen friedlichen Burgundervölkchens bei Gelegenheit einer Hunnengefahr etwa 430 berichtet, hierhin rechnen will. Jedenfalls finden wir dann die Burgunder in der Sapaudia, trotz ihrer Versetzung in rein katholische Athmosphäre hinein, trotz der Beugung ihrer politischen Widerstandskraft, als Arianer (ob. § 12). Wie weit an der Donaugrenze christliche Ideen zu den germanischen Anwohnern, besonders Alamannen u. Sueven, gedrungen sind, ehe mit dem Vorrücken der gotischen Völker die große Unruhe hier begann und der Arianismus seine Propaganda in diesen Gegenden entfaltete, entzieht sich ganz unserer Kenntnis. Doch ist es sehr beachtenswert, daß an einem so vorgeschobenen Posten wie Augsburg sich eine Kontinuität der katholischen Tradition behauptete, wie die St. Afra-Legende beweist. Im allgemeinen wird man sagen können, daß bei den an und über die Grenze dringenden westgermanischen Stämmen auch hier höchstens von einem negativen Einfluß des Christentums gesprochen werden kann, insofern die notwendige Berührung mit der christlichrömischen Kultur das Zutrauen zu den eigenen Formen der Gottesanbetung erschütterte. § 16. Der Übertritt der Franken zum Katholizismus, das bahnbrechende Ereignis, ist auch erst erfolgt nach einer langen Periode des Nebenein anderwohnens und der Berührung mit dem nordgallischen Christentum, die höchstens den Boden gelockert, aber keineswegs zu einer Volksbewegung zugunsten der römischen Religion geführt hatte. Die Bekehrung" war eine Tat des erobernden und reichsgründenden Chlodwig, die sich seiner übrigen Politik eng einfügt, ein Mittel, sich der Herrschaft über das seit 486 gewonnene Provinzialland bis zur Loire mit seiner christlichen Bevölkerung zu versichern, die Bevorzugung des Katholizismus vor dem Arianismus eben dadurch und durch den weiteren Wunsch motiviert, auch in den arianischen Nachbarreichen die Gunst und Hilfe der unterdrückten römischen Schicht zu gewinnen. Die Verbindung mit der burgundischen Prinzessin entsprang bereits solchen Motiven. Wenn die Legende, wie sie Gregor v. Tours (II 29 f.) aufbewahrt hat, den neuen Konstantin den Christengott im Kampfgetümmel der Alamannenschlacht finden läßt, so ist daran wohl richtig, daß der persönliche Anteil, den seine Religiosität an dem Schritt nahm, in dem Glauben an die höhere Macht des römischen Gottes bestanden hat. Die Zeit (496) und Rheims als Ort der Taufe scheinen sich dabei der Erinnerung richtig eingeprägt zu haben. Die Gefahr, die mit dem Eintritt in die röm.-katholische Kulturwelt verbunden war, das Aufgehen des national-germanischen Wesens, war bei der entfernten Lage und der Rückendeckung durch die reingermanischen Stämme nicht so drohend wie bei den entwurzelten gotischen Stämmen, und wurde überdies von dem staatsklugen Herrscher dadurch abgeschwächt, daß er wie die arianischen Könige die Leitung der Kirche in seiner Hand behielt (Genehmigung zum Eintritt in den Klerus, Beeinflussung der Bischofswahlen usw.) und so aus altem und neuem, romanischem und germanischem Christentum die fränkische Landesoder Reichskirche schuf. Der wesentlich politische Charakter des Prozesses zeigt sich auch darin, daß einerseits mit dem Übertritt des Königs der des ganzen Stammes entschieden war, andererseits der missionarische Trieb bei den Franken sich nur ganz schwach äußerte: nur langsam wurde das fränkische Hinterland an der Maas und am Niederrhein christianisiert, und von Martyrien hören wir auf keiner Seite. § 17. Wenn somit auch die segensreichen Folgen, die Avitus v. Vienne prophezeite, für das übrige Germanien nur ganz allmählich eintraten, der Grund war doch gelegt und was von einzelnen Versuchen wie von allgemeinen Einwirkungen im 6. u. 7. Jh. zu nennen ist, nimmt von hier seinen Ausgang. Rom hat keinen erkennbaren Anteil daran, obgleich es sich gerade um Süddeutschland handelt: eigene innere Schwäche und Not, der steigende Abschluß der fränkischen Reichskirche gegen Rom, der langobardisch-arianische Gürtel, der Rom von Deutschland trennte, ließen es dazu nicht kommen. Die bloße Ausdehnung der fränkischen Herrschaft mußte aber schon christliche Einflüsse mit sich bringen. Während das sächsisch-friesische Norddeutschland, das sich dieser Herrschaft noch entzieht, ausscheidet, erhält Baiern mit den Agilulfingern eine katholische Herzogsfamilie; ebenso ist das Christentum der alamannischen um 600 bezeugt (vita S. Galli c. 16 f.), in Thüringen herrschen von Dagobert eingeführte religiosi duces. (vita Bon. c. 6), und im Elsaß pflegt das Herzogsgeschlecht des Ethiko seit der Mitte des 7. Jh. eifrig das mönchische Leben (Maursmünster usw.). Neben die Herzöge treten die kolonisierenden fränkischen Bauern als Träger des Christentums: wie sie, den Alamannen nach, Nordelsaß und Pfalz besetzen, SO rücken sie den Main hinauf, schaffen ein,,Ostfranken", dringen auch ins eigentliche Alamannenland. Endlich erstarken unter der christlichen Herrschaft die alten Organisationsreste aus römischer Zeit wieder. (Bistum Vindonissa [ Konstanz?] 567, Augsburg 591, Basel-Augst, Straßburg, Worms, Speier etwa 600.) § 18. Von einer tieferen und gleichmäßigen Christianisierung kann nicht die. Rede sein. Mit der Lösung der östlichen Stämme vom Reich, der steigenden Verweltlichung und schließlich völligen Anarchie in der fränkischen Kirche hört auch von hier jeder Rest von Kontrolle oder systematischer Beeinflussung auf. Die Ansätze verfallen, ein Synkretismus entsteht von Thüringen bis zu den Alpenhöhen, der dazu führt, daß Christen an Wodansopfern teilnehmen und Heiden taufen (vita Col. 27, Bon. ep. 28, MG. ep. III, 279). Zur Verschmelzung germanischer und christlicher Vorstellungen und Gebräuche mag gerade diese dunkle Zeit viel beigetragen haben. § 19. Die Tätigkeit einzelner weniger Missionare, von denen uns außerdem meist nur schwache und unzuverlässige Kunde zugekommen, fällt wenig ins Gewicht, und es ist bezeichnend, daß sich neben die Franken Amandus (1. Bischof v. Maastricht 647) und Eligius (641 B. v. Noyon), die jetzt erst die heidnischen Reste im salischen Stammland austilgen, und R uprecht, den Gründer des Petersklosters und damit indirekt des Bistums zu Salzburg (s. Ruprecht), jetzt fremde pilgernde Asketen stellen, Iren, wie Kilian, der am Anfang des 8. Jhs. in Würz burg mit zwei Gefährten hingerichtet wurde und ein Jahrhundert früher Columban, der auf dem Wege nach Italien eine Zeitlang um Bregenz das Kreuz verkündete und Heiligtümer stürzte, und sein Schüler Gallus, der bald nach 612 im Steinachtal südlich des Bodensees eine Zelle gründete, den Anfang St. Gallens. Wenn dann die Nachfolger Columbans in der Leitung des irischen Mutterklosters Luxeuil in den Vogesen Franken waren und diese zu wirklichen Missionsversuchen in Baiern schritten, so sieht man, von wo sich die Franken den Geist der Mission, der mit dem der Askese engverbunden war, entliehen haben. Dennoch darf diese irische Mission in Deutschland keineswegs überschätzt werden. Die Weltentsagung war wichtiger als die Weltgewinnung und kirchliche Organisation die geringste unter den Gaben dieser nicht durch Roms Geist geschulten Kelten. Der Organisationsansatz, der am Anfang des 8. Jhs. in Deutschland und zwar in Baiern unter Herzog Theodo gemacht wurde, geschah ohne fränkische und irische Hilfe in Anlehnung an Rom und seinen bedeutenden Bischof, Gregor II., blieb aber ohne unmittelbare Folgen. Es bedurfte einer auswärtigen, stammverwandten, von römischem Organisations- und irischem Missionsgeist gleichmäßig erfüllten Macht. J. Ficker Altchristl, Denkmäler u. Anfänge des Chr. im Rheingebiet 1909. Rettberg Kg. Dtschl. 1896. Hauck Kg. Dtschl. 13. 4 1904. 1898. v. Schubert Die Anf. d. Christ. bei d. Burg. und Königt. u. Klerus (zu § 13). Ders. Lehrb. d. Kg. II (im Druck). 2. Die Bekehrung der Angelsachsen ist keineswegs nur das Werk Roms und seiner Sendlinge, sondern ebenso der Kelten. Vorerst sah es allerdings nicht danach aus. § 20. Als die Scharen der Jüten, Sachsen und Angeln in jahrhundertelanger Eroberung England besetzten, fanden sie sich einer keltischen Bevölkerung gegen über, die, unter römischer Herrschaft bis zu einem gewissen Grad christianisiert und kirchlich organisiert, seit Preisgabe der Provinz am Anfang des 5. Jhs. auf sich selbst angewiesen, ein eigenartiges kirchliches Leben mit einer hierarchisch-mönchischen Mischverfassung ausgebildet hatte. Es hätte also auch hier wie so oft und auch in Gallien eine religiöse Beeinflussung der Sieger durch die Besiegten stattfinden können. Allein während die Kelten, in dem Vernichtungskrieg immer mehr in den Westen zurückgedrängt, ihre geistigen Kräfte gleichsam nach rückwärts wendeten und in Irland eine Mönchskirche von hoher Blüte hervorbrachten, von der wieder die Piktenkirche Schottlands eine Tochterstiftung ist, verhinderte die Rassenfeindschaft jede Einwirkung auf die germanischen Eindringlinge. § 21. Die Aufnahme der angelsächsischen Mission durch Papst Gregor den Großen nimmt sich bereits aus wie ein Gegenzug gegen die nach Schottland und dem Frankenreich übergreifende propagandistische Tätigkeit der Iren, der aber zunächst nur zu einem unsicheren Erfolg in Englands Südostecke führte, obgleich der Anfang weit mehr versprach. Die Erzählung Bedas (II, 1) von der Begegnung Gregors mit anglischen Jünglingen auf dem römischen Sklavenmarkt ist nordhumbrische Legende, aber nachweisbar hatte Gregor schon 595 sein Auge auf die Bekehrung der Angelsachsen gerichtet (Reg. VI 10). Die Wahl Kents als des Angriffspunktes war außer der leichten. Erreichkarkeit dadurch veranlaßt, daß die Gemahlin König Ethelberchts, Bertha, eine fränkische Prinzessin, Tochter König Chariberts v. Paris war, die katholischen Hofgottesdienst in der Residenz Canterbury eingerichtet hatte; auch standen noch aus römischer Zeit Gotteshäuser bereit (Martinskapelle, Christuskirche); endlich versprach die damalige Hegemonie Kents über die Nachbarkönigreiche einen raschen. Fortschritt. Bischof A u gustin (s. diesen) landete Ende 596, ein Jahr später konnte er den ersten Massenübertritt nach Rom melden, 601 muß auch Ethelbercht schon Christ gewesen sein. Augustin († 604) war es auch noch vergönnt, ein zweites Bistum, in Rochester, und sogar einen ersten Sitz außerhalb Kents, in Essex zu London, zu gründen. Die römische, ausgesprochen hierarchische, sobald wie möglich zur kirchlichen Organisation fortschreitende Weise tritt scharf zutage. Ja, schon 601 hatte Gregor ein ganzes Programm der Organisation eingesandt (Reg. XI, 39), vielleicht besser der Reorganisation der alten brittischen Kirche mit den beiden schon 314 bezeugten Sitzen York und London als Metropolen zweier Kirchenprovinzen. Das Programm auszuführen, sandte Gregor daneben neue Männer und ausgezeichnete Ratschläge voll weitherziger Gesinnung und kluger Akkomodation (Reg. XI 56), wie sie notwendig waren, wenn man ein so großes oberflächlich gewonnenes Volk in Pflege nehmen wollte, ohne sich wie den Franken gegenüber auf eine alte und lebendige Provinzialkirche stützen zu können, Ratschläge von klassischer Gültigkeit für alle römische Missionsweise: die Tempel sollten in Kirchen, die Götterfeiern in Kirchweih- und Märtyrerfeste, die Opfermahlzeiten in christliche Freudenmahle verwandelt werden. Trotzdem reiften die Früchte jetzt noch nicht. Hatte schon Augustin den Britten gegenüber nur ein Fiasko erlebt, so erfolgte unter seinem Nachfolger Laurentius auch in Kent und Essex nach Ethelberchts Tode (616) eine heidnische Reaktio n. Die Bischöfe von Rochester und London flüchteten zeitweise zu den Franken, Laurentius |