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25234,72

RD COLL

HARVARD

MAR 10 1891

LIBRARY

Hayes fund.

Bei der Wahl und der Durchführung dieser Arbeit erfreute ich mich des stets gern und gütigst erteilten Rates des Herrn Prof. Dr. Julius Zupitza, wofür ich meinem hochverehrten Lehrer auch an dieser Stelle meinen vorzüglichsten Dank ausspreche.

Die Legende der heiligen Margarete gehört zu den Stoffen, die im Mittelalter weiteste Verbreitung und grösste Beliebtheit genossen. Schon früh kam sie in griechischem Gewande aus dem Orient, ihrem Heimatlande und Schauplatze, nach dem Westen und drang in alle Litteraturen des christlichen Abendlandes. Zahlreiche Fassungen 1) im lateinischen, englischen, deutschen, französischen, provenzalischen, italienischen und spanischen sind ein beredtes Zeugnis dafür, wie bekannt sie dem späteren M.-A war. Die ersten Spuren einer Verehrung unserer Heiligen im Occident reichen (nach Stadler: Heiligenlexikon IV. 130) bis in das siebente Jahrhundert zurück, zu welcher Zeit sich ihr Name bereits in englischen Litaneien findet, doch fehlt er in dem von Piper ed.,allgemeinen angelsächsischen Festkalender' bis Ende des neunten Jhds., und ebenso war er im achten Jhd. zu Rom noch unbekannt.

Verhältnismässig früh und häufig fand die Legende in England Bearbeitung.

Folgende Fassungen in der Sprache dieses Landes sind bis jetzt bekannt und gedruckt2):

T3): Prosa, gedruckt bei Cockayne: Narratiunculae p. 39 ff. nach ms. Cott. Tiberius. A. III.

Das Alter dieser Fassung

1) Vgl. G. Paris: Vie de saint Alexis p. 339.

2) Vgl. auch Warton-Hazlitt Hist. of Engl. Poet. (1871) II. p. 57 ff. 3) Anm. Von anderen Hss. führt Wanley in seinem Catalogus an: Corp. Christ. Coll. XXIII. p. 99 und Cott. XXXIII. fol. 195 und fol. 71 b Vrgl. auch Wülcker: Grundr. z. Gesch. der ags. Litt. p. 494.

wird um das Jahr 1000 angesetzt (ibid. p. 81); sie ist die Ubersetzung eines lateinischen Textes, der bei Mombritius: Sanctuarium, Mailand vor 1480, erhalten und tom. II. fol 103 b gedruckt ist.1)

L: von Lydgate in siebenzeiligen Strophen mit der Reimstellung ababbcc, gedruckt bei Horstmann: ae. Leg N. F. p. 446 ff aus, ms. Bishop Cosin's Library. Durham, V. II. 14. Die Vorlage des Dichters wird die Legenda aurea des Jacobus a Voragine gewesen sein.

b: entstanden 1443 (Prolog v. 187), in der Mundart von Suffolk, ein Werk Osbern Bokenam's, unter dessen dreizehn Legenden Margareta zuerst gedichtet ward. Erhalten im ms. Arundel 327 und danach veröffentlicht für den Roxburghe Club, London 1835, unter dem Titel: The Lyvys of Seyntys. Translatyd into Englys be a Doctour of Dyuynite clepyd Osbern Bokenam und in neuerer Zeit von Horstmann : Osbern Bokenam's Legenden, Heilbronn 1883, in Kölbing's ae. Bibl. Bd. I. (Vgl. die Einleitung des Herausgebers.)

Über die Quelle hat Willenberg: Engl. Stud. XII. p. 29 ff gehandelt, wo Übereinstimmung mit der L. A. (in der etymologischen Einl.) und mit der Fassung bei Mombr. nachgewiesen ist. W. nimmt aber als Vorlage unsres Dichters eine lat. Redaktion der Legende an, die schon dieselbe Gestalt bot, wie sie Bok. uns zeigt.2) Die Quellen sind also - direkt oder indirekt - die L. A. und ein Text wie Mombr.

G: im schottischen Dialekt und in paarweis gereimten kurzzeiligen Versen, gedruckt nach ms. Cambr. Univ. Libr.

1) Vrg.: Fr. Vogt: Über die Margaretenlegenden, in Paul u. Braunè's Beitr. I. 281 ff.

2) W. sagt a. a. o. p. 30: Aber trotz der ziemlich vollständigen Übereinstimmung zwischen dem Hauptteil von Bok,'s Legende und Mombr. Sanctuarium wage ich aus Mangel an dem nötigen Beweismaterial nicht zu behaupten, dass letzteres unserm Dichter in der That das Material geliefert habe, vermute vielmehr, dass Bok.'s Quelle eine andere lat. Legende war, welche der Hauptsache nach zwar mit Mombr. übereinstimmte, die ganze Erzählung aber doch in einer derartigen Gestalt darbot, dass Bok. sein Original nur Wort für Wort zu umschreiben brauchte.'

Gg. II., 6 bei Horstmann: Barbour's Leg.-Samml. Heilbronn 1881. Bd. II. p. 3.

Das Original dieser Fassung ist kein einheitliches. Die Verse 1 bis 59 sind eine freie Wiedergabe der etymol. Einl. der L. A. Dann aber leitet der Dichter zu seiner Darstellung über mit der Versicherung. das Martyrium erzählenzu wollen. Word be word, as Theophinus,

þat wrat hyre story, tellis us.

Diese Worte zeigen deutliche Beziehung zu dem Texte des Mombr Ego . . . Tectinus1) ... curavi agnoscere caute, quomodo beatissima Margarita contra daemonem et tyrannum dimicavit, et scripsi omnia, quae passa est beat. Marg. In der That zeigt auch unsre schottische Darstellung an vielen Stellen eine so wörtliche Übereinstimmung mit Mombr., dass sie aus einem hiermit handschriftlich verwandten - Texte

geflossen sein muss. Eine Einschränkung ist betreffs der Kerkerscene zu machen, welche der Vorlage gegenüber gedrängt dargestellt und im Sinne der L. A. in ihrer Übertreibung gemildert ist. Aber gerade die abweichende Erzählung der Vorgänge im Kerker trägt einen Beweis für die Benutzung der Fassung des Mombr. in sich. Nach dem Verschwinden des zweiten Teufels fügt der Dichter (vv. 504 bis 523) an die Drachenscene ein Dankgebet der Jungfrau und die Erscheinung einer Taube an, die auf einem bis in den Himmel reichenden Lichte sitzt und Marg. das Paradies für ihr irdisches Leiden verspricht. Mombr. bringt denselben Zug, jedoch eingefügt in seine umfangreichere Darstellung der Versuchung im Kerker. In den Rahmen der Erzählung unsres Dichters, die an dieser Stelle ähnlich wie die L. A. knapp ist, passte diese Episode nicht hinein, sie erschien ihm aber zur Ausschmückung seiner Darstellung sehr geeignet und wichtig genug, sie nachträglich anzufügen.

Die Verschmelzung 2) der beiden lat. Vorlagen trauen

1) Die unten zu nennende engl. Übersetzung dieses Textes in allit. Versmasse bietet Theochimus; L. A. p. 400: Theotimus.

2) Vgl. unter A. III und A. V das Verhältnis von lg. V. und von h. zu ihren Quellen.

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